20. Jahrhundert
Wann hast du das letzte Mal einen Brief geschrieben, vielleicht sogar mit Füller und Tinte, oder einen erhalten? Vielleicht war es auch nur eine Postkarte aus dem Urlaub? Heute sind Briefe eine Seltenheit geworden. Stattdessen schreiben wir E-Mails, verwenden Messenger-Dienste oder soziale Medien. Häufig und gerne versenden wir Kurzmitteilungen mit Emojies. Welchen Wert hatte ein Brief vor dem digitalen Zeitalter? Dass er als etwas Besonderes galt, mit dem man verantwortungsvoll umgehen musste, siehst du schon daran, dass er immer in einen Umschlag, ein Kuvert gesteckt, fest verschlossen und damit „geschützt“ wurde. Haben Briefe ein Geheimnis? Hast du schon einmal vom „Briefgeheimnis“ gehört? Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, Artikel 10, heißt es: „Das Briefgeheimnis … [ist] unverletzlich“. Das bedeutet, dass niemand ohne deine Zustimmung Briefe öffnen und lesen darf, die du schreibst oder erhältst. Ein Brief ist also etwas ganz Privates, ein „Geheimnis“ zwischen Absender und Empfänger sozusagen. Doch nicht immer und überall wurde und wird dieses Grundrecht auch tatsächlich gewahrt. Kuvert (Vorder- und Rückseite) von einem Brief Erika Manns an ihren Bruder Klaus, geschrieben am 28.06.1943 in London, mit Luftpost nach Amerika. © Monacensia im Hildebrandhaus, Nachlass Erika Mann, Briefe, Signatur EM B 231 Schau dir den Briefumschlag genauer an. Was ist daran merkwürdig? Auf der Vorder- und Rückseite findet sich eine Banderole, also ein Papierstreifen, der übergestreift oder aufgeklebt wurde, mit dem englischsprachigen Hinweis, dass diese Post unterwegs geöffnet wurde. Das Kuvert enthielt einen Brief von Erika Mann an ihren Bruder Klaus. Die beiden waren die ältesten Kinder des berühmten Schriftstellers Thomas Mann, der zur Zeit des Nationalsozialismus zusammen mit seiner ganzen Familie Deutschland verließ und ins Exil ging. Die Geschwister Erika und Klaus arbeiteten während des Zweiten Weltkriegs für das amerikanische Militär, das zu dieser Zeit alle Briefe vorab öffnete. Man wollte durch die „Zensur“ verhindern, dass Nachrichten verbreitet und Geheimnisse verraten wurden, die den USA im Krieg möglicherweise geschadet hätten. Das Briefgeheimnis wurde hier also ganz offensichtlich und mit Bedacht verletzt! Der Brief von Erika Mann enthielt jedoch gar keine geheimen Informationen. – Du kannst es selbst nachlesen, wenn du unter monacensia-digital auf das Feld Download klickst. Nähere Informationen zu Erika und Klaus Mann findest du auf dem Literaturportal Bayern.Bis heute wird das Briefgeheimnis in manchen Ländern nicht geachtet. Diktaturen z.B. versuchen, dadurch Beweise gegen scheinbar verdächtige Personen zu sammeln. Kennst du Länder, in denen das passiert? Briefumschläge als Schutz und Versteck Welches schützenswerte Geheimnis steckt denn in diesem Briefumschlag? Seth Price, Image Rights Style Bag (Bildrechte-Muster-Tasche), 2012, Photo by Ron Amstutz. © Seth Price Der Briefumschlag in XXL, 1,22 x 2,43 m groß – noch größer als dein Bett also, ist aufgerissen! Was steckte in diesem XXL-Kuvert wohl drin? Ein Riesenbrief? Eine überdimensional wichtige Nachricht? Oder irgendjemand? Passt du selbst oder deine Freunde hinein? Woher kommt dieser Briefumschlag? Ist das Kuvert überhaupt aus Papier? Oder eher aus Stoff? Seth Price, Image Rights Style Bag (Bildrechte-Muster-Tasche - Ausschnitt), 2012, Photo by Ron Amstutz. © Seth Price Vielleicht kannst du erkennen: Es ist tatsächlich aus Stoff, und zwar aus Leinen. Was verbindest du mit Leinen? Etwas zum Anziehen oder eine Leinwand zum Malen? Seth Price, Image Rights Style Bag (Bildrechte-Muster-Tasche - Ausschnitt), 2012, Photo by Ron Amstutz. © Seth Price Wie fühlt sich Leinen an? Was sind das für seltsame kleine Klappen links und rechts am Umschlag? Sind das Taschen? Ist dieses Briefkuvert vielleicht eine Art Kleidungsstück? Vor Ort könntest du unseren Mega-Briefumschlag natürlich leichter erforschen: Es ist ein Kunstwerk aus dem Museum Brandhorst, eine sogenannte „Soft-Skulptur“. Sie ist tatsächlich „soft“, d.h. so weich, dass man sie wie ein Kleidungsstück falten und immer wieder in neuer Form ausstellen kann. Der US-amerikanische Künstler Seth Price (*1973) arbeitet und experimentiert mit verschiedenen Materialien und entwirft auch Mode. Zur Idee des Briefumschlags hat er sogar eine ganze Kollektion geschaffen. Besonders beschäftigen ihn die Veränderungen in unserer digitalen Welt, in diesem Fall die Frage, wie es im Internet mit der Sicherheit unserer Nachrichten, dem Datenschutz, aussieht. Gibt es auch schützende „Briefumschläge“ für das Netz? digitale Briefumschläge als Symbol für „Post“, „versenden“, Nachrichtenprogramme Welche „Hüllen“ schützen unsere Nachrichten und uns dort? Verschlüsselst du Botschaften, die du im Netz verschickst? Laut Gesetz fallen Emails ebenfalls unter das Briefgeheimnis. Sie dürfen nicht einfach von Dritten geöffnet und gelesen werden. Anders ist es dagegen bei Nachrichten, die über WhatsApp, SMS, Messenger oder andere Chat-Dienste versandt werden. Sie gelten nicht als „verkörpertes Schriftstück“ und stehen daher nicht unter dem „Schutz“ des Briefgeheimnisses. Wenn du nicht willst, dass deine digitalen Botschaften von Dritten gelesen und weiterverbreitet werden können, musst du also selbst die Initiative ergreifen. Achtest du genau auf die Inhalte deiner Nachrichten und darauf, wem du sie über welche Kanäle zusendest? Schau dir nun das Muster des Innenfutters einmal genauer an: Ist dir ein derartiges Muster schon einmal begegnet? Man nennt es Sicherheitsmuster, zum zusätzlichen Schutz und Verbergen des Inhalts! Briefumschlag mit Sicherheitsmuster Sicherheitsmuster mit Zahlen © Museumspädagogisches Zentrum Was würdest du in diesem Umschlag verschicken? Geld? Eine geheime Botschaft? Entwickle dein eigenes Sicherheitsmuster! Wählst du auch Buchstaben? Oder lieber Zahlen, Symbole, geometrische Formen …? Von Hand geschriebener Brief. Sieht der nicht toll aus? Rosalies Buchstabenmuster Rosalies Zahlenmuster © Museumspädagogisches Zentrum Welche Wege gibt es noch, Botschaften zu verschlüsseln? Hast du eine Geheimschrift oder -sprache, die du vielleicht auch mit jemandem teilst? Sende uns dein Sicherheitsmuster, deine geheime Botschaft, einen Brief in deiner Geheimschrift! – Vielleicht können wir sie ja knacken!? Mehr aus unserer Reihe Sprache verbindet Passende MPZ-Führungen:Literatur und Politik – Das literarische München zur Zeit von Thomas MannVerboten, verbrannt, vertrieben ... Münchner Schriftsteller im ExilModerne Kunst als Inspiration für Geschichten – imaginieren, improvisieren, dichten "Food for the mind" – sehen, denken, diskutieren Informationen zu den MuseenWeitere spannende Kunstwerke der Sammlung Brandhorst kannst du dir digital ansehen oder am besten direkt im Museum. Denn nur dort können die Kunstwerke mit dir „sprechen“! Ein Interview mit dem Künstler Seth Price findest du HIER.Die Monacensia im Hildebrandhaus öffnet die Künstlervilla mit Garten am Isarhochufer allen, die das literarische München entdecken, erforschen und erleben wollen. Mit dem Projekt Monacensia-Digital macht die Monacensia erstmals ihre Archivalien weltweit zugänglich. Abbildungsnachweis Titelbild: Abbildung Seth Price, Image Rights Style Bag (Bildrechte-Muster-Tasche), 2012, Photo by Ron Amstutz. © Seth Price
Viele Redewendungen der Seeleute sind für Landratten oft nicht so einfach zu verstehen. Was könnten die Ausdrücke in Seemannssprache wohl bedeuten? Abraham Winterstein, Schiffsförmiger Tafelaufsatz, Augsburg um 1630, München, © Bayerisches Nationalmuseum Neben Redewendungen haben Seeleute auch eine eigene Fachsprache. Versuche folgendes Rätsel zu lösen! Am Ende entsteht ein Lösungswort! Information zum MuseumIm Bayerischen Nationalmuseum kannst du dir prunkvolle Schätze im Original ansehen, außerdem Musikinstrumente, Bauernmöbel, gewaltige Wandteppiche und noch viel mehr! Eine Besonderheit: In diesem Haus passen die Räume hervorragend zu den Kunstwerken, die darin ausgestellt sind. So macht man eine Zeitreise, durchschreitet niedrige mittelalterliche Gewölbe, riesige Kirchensäle oder versteckte Wendeltreppen. Abbildungsnachweis Titelbild: Grafik: Stefanie Giesder, © Bearbeitung: Museumspädagogisches Zentrum
Heute ist es ganz selbstverständlich: Frauen haben das gleiche Recht auf Bildung wie Männer! Dafür mussten Frauen aber lange kämpfen. Noch im 19. Jahrhundert galten Mädchen und Frauen als unbegabt für Mathematik oder Naturwissenschaften. Doch einige mutige Frauen arbeiteten damals schon als Forscherinnen und lieferten den Beweis, dass das nicht stimmt. Im 20. Jahrhundert – in Bayern 1903 – wurden Frauen dann gegen den Widerstand vieler Männer endlich zum Universitätsstudium zugelassen und eroberten die Hörsäle.Wer waren solche „starke“ Frauen? Namen wie Marie Curie und Lise Meitner sind halbwegs bekannt, aber wer hat schon von Caroline Herschel und Cecilia Payne gehört? – All diese Frauen waren hervorragende Wissenschaftlerinnen und haben bahnbrechende Entdeckungen gemacht. Wir möchten euch jetzt einige von ihnen vorstellen, die es nicht, wie viele ihrer männlichen Kollegen, zu einem Denkmal in einer Ruhmeshalle gebracht haben. Caroline Herschel (1750 - 1848) Ölgemälde: Melchior Gommar Tieleman; Foto des gemeinfreien Gemäldes: unbekannt, 1829 Melchior Gommar Tieleman, Ölgemälde Caroline Herschel Hannover (Ausschnitt), als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons Lange bevor Frauen an die Universitäten durften, glänzte Caroline Herschel als erste weibliche Astronomin. Sie hatte das Glück, als Mädchen rechnen und schreiben lernen zu dürfen. Ihr Vater war ein großer Bewunderer der Astronomie und gab diese Begeisterung an seine Kinder weiter. Mit 22 Jahren folgte Caroline ihrem älteren Bruder Friedrich Wilhelm Herschel nach England. Dort arbeitete sie als Haushälterin für ihren Bruder, unterstützte ihn aber gleichzeitig auch bei der Himmelsforschung und beim Bau seiner Teleskope. Unbekannter Autor, Herschel 40 foot, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons Nachdem ihr Bruder Wilhelm durch die Entdeckung des Planeten Uranus im Jahr 1781 berühmt wurde, konnte sie ihm als wissenschaftliche Assistentin an den englischen Hof folgen. In den Nächten war sie mit ihrem Bruder auf Beobachtungsposten und notierte die Sternenorte, die er ihr vom oberen Ende seines riesigen Fernrohrs aus zurief. Caroline Herschel führte auch eigene astronomische Berechnungen durch. Nachdem sie 1786 einen Kometen entdeckt hatte, bekam sie am königlichen Hof eine Anstellung mit einem Gehalt von 50 Pfund im Jahr. Damit war sie die erste Frau, die als Wissenschaftlerin bezahlt wurde. Später entdeckte sie noch viele weitere Kometen sowie einige Doppelsterne und erstellte Kataloge für Sternenhaufen und Nebelflecken. Caroline Herschel wurde von den Gelehrten ihrer Zeit sehr geschätzt. Sogar ein Mondkrater und ein Kleinplanet wurden nach ihr benannt. Lise Meitner (1878 – 1968) Weiße Marmorbüste von Chrysille Schmitthenner, Lise Meitner, Atomphysikerin(1914-2000), im Ehrensaal des Deutschen Museums, 1991. © Deutsches Museum, Foto: BN47629 (Ausschnitt) Auch Lise Meitner gehörte noch zu den Frauen, die nicht das Gymnasium besuchen durften. Sie musste sich privat auf das Abitur vorbereiten. Nach ihrem Mathematik- und Physikstudium in Wien war sie 1906 die zweite Frau, die dort in Physik promovierte.Sie arbeitete in Berlin mit Max Plank und Otto Hahn auf dem Gebiet der Kernphysik und Radioaktivität zusammen. 1926 erhielt sie eine Anstellung als Professorin, musste aber als Jüdin 1938 vor den Nationalsozialisten nach Schweden fliehen. Per Post hielt sie den Kontakt zu Otto Hahn und leistete so einen wesentlichen Beitrag zur Entdeckung der Kernspaltung von Atomen. Sie war die Erste, die verstand, was auf dem Kernspaltungstisch passierte. Kernspaltungstisch Original, Inventar Nummer CD 83498. © Deutsches Museum München Den Nobelpreis für ihre gemeinsame Forschungsleistung erhielt 1944 allerdings der Chemiker Otto Hahn allein.Auf dem folgenden Bild siehst du den Versuchsaufbau, mit dem die Wissenschaftler Otto Hahn (1879-1968), Lise Meitner (1878-1968) und Fritz Straßmann (1902-1980) 1938 die Kernspaltung entdeckten. HIER findest du spannende Hintergrundinfos vom Deutschen Museum in München zu dem bedeutenden Versuch der drei Wissenschaftler*innen. Cecilia Payne-Gaposchkin (1900 – 1979) Cecilia Helena Payne Gaposchkin (1900-1979), Foto: Smithsonian Institution aus den USA, © Flickr Commons (Ausschnitt), über Wikimedia Commons Cecilia Payne gilt heute als eine der hervorragendsten Astronom*innen des vergangenen Jahrhunderts. Sie entdeckte, dass die Sterne zum größten Teil aus Wasserstoff bestehen. Aber auch ihr Weg als weibliche Wissenschaftlerin war äußerst steinig. Sie wurde von der Schule verwiesen, weil sie statt der Bibel ein Buch über Platon las. Auf Umwegen durfte sie dann doch noch ihren Studienabschluss in Botanik an einem Frauen-College in Cambridge machen. Mehrere Vorträge begeisterten sie für die Astronomie und ein Stipendium ermöglichte ihr den Wechsel nach Amerika, an die berühmte Harvard Sternwarte. Dort untersuchte die junge Frau für ihre Doktorarbeit Sternenspektren, wie sie Josef von Fraunhofer 1814 bereits von der Sonne gezeichnet hatte. Sonnenspektrum mit Fraunhoferschen Linien, Inventar Nummer BN43952 b. © Deutsches Museum München Cecilia Payne verstand als Erste, dass die Sterne vor allem aus Wasserstoff und Helium bestehen. - Eine bedeutende Entdeckung, die jedoch bei ihren männlichen Kollegen anfangs auf Widerstand stieß. Es herrschte damals die Überzeugung, dass Sterne aus den gleichen Materialien bestehen wie die Erde. Aber Cecilias Erkenntnis setzte sich durch.Wie viele andere Frauen auch, behauptete sich Cecilia Payne gegenüber all den Widerständen, die ihr im Laufe ihres Frauenlebens begegnet sind. Wenn du noch mehr solche starken Frauen kennenlernen möchtest, dann spiele unser Wissenschaftlerinnen-Memo. Memospiel "Starke Frauen" Klicke dich durch unser Memospiel mit einer kleinen Auswahl berühmter Wissenschaftlerinnen, die nur die Spitze des sprichwörtlichen Eisbergs darstellen. Unzählige weitere berühmte Wissenschaftlerinnen haben einen großen Einfluss auf die moderne naturwissenschaftliche Forschung ausgeübt und wären es wert, dass man über sie schreibt. Nachhaltigkeitsaspekte Inzwischen sind bei uns ungefähr 50 % aller Studierenden Frauen. Trotzdem ist immer noch nur ein Drittel aller in Deutschland arbeitenden Ingenieur*innen und Wissenschaftler*innen weiblich. Vor allem im Globalen Süden müssen Mädchen und Frauen auch heute noch um ihre Schulbildung kämpfen. Die SDGs der Vereinten Nationen fordern den Abbau dieser Ungleichheiten. Alle Menschen sollen die gleichen Bildungschancen haben - das ist eine zentrale Forderung des SDG 4. SDG 5 verlangt, Frauen die gleichen Chancen und Möglichkeiten auf Führungsrollen im politischen, wirtschaftlichen und öffentlichen Leben zu geben. In SDG 8 ist der Anspruch auf gleiche Bezahlung von Frauen und Männern festgehalten. Informationen zum Museum Das Deutsche Museum in München zeigt noch viele weitere Meisterwerke aus Natur und Technik. Abbildungsnachweis Titelbild: Ruhmeshalle München mit Büsten berühmter Männer. © Bayerische Schlösserverwaltung, Maria Scherf, München. Bearbeitet: Museumspädagogisches Zentrum
Stell dir vor, du schlenderst bei strahlendem Sonnenschein über die Theresienwiese, ein Lebkuchenherz um den Hals und eine Tüte mit gebrannten Mandeln in der Hand. Es duftet nach Hendl und Popcorn, aus allen Ecken ertönt Musik und du überlegst, ob du als nächstes lieber zum Riesenrad, zur Achterbahn, zum Flohzirkus oder zum „Schichtl“ ins Illusionstheater gehst … Leider findet das Oktoberfest nur ein Mal im Jahr für eine kurze Zeit statt. Doch wir sorgen dafür, dass du noch ein bisschen weiterträumen kannst. Denn wir haben etwas für dich, was es eigentlich gar nicht gibt: eine Rundfunkreportage live von der Münchner „Wiesn“! Und zwar aus dem Jahr 1810. Damals gab es noch lange kein Radio und auch noch kein Oktoberfest, wie wir es heute kennen. Dafür aber eine riesengroße Hochzeitsfeier! Der bayerische Kronprinz Ludwig I. heiratete - und ganz München stand fünf Tage lang Kopf: überall Straßenfeste mit Musik, Tanz und kostenloser Verpflegung für alle sowie als krönender Abschluss ein großes Pferderennen! Bei dem darfst du nun „live“ dabei sein. Hör genau zu, dann kannst du im Anschluss sicher unsere Quizfragen beantworten! Radioreportage zur Wiesn 1810. © Museumspädagogisches Zentrum, Autorin und Sprecherin: Ruth-Maria Eicher Unsere Reporterin hatte recht mit ihrer Vermutung: Wegen des enormen Erfolgs fand ab 1810 jedes Jahr im Herbst ein Pferderennen statt. Und rund um das Rennen entwickelte sich auf der Wiese ein Volksfest mit Buden und später auch mit immer mehr Fahrgeschäften. Außerdem wurde die Wiese tatsächlich nach der Braut von 1810 benannt. Passende MPZ-FührungMünchner Stadtmuseum: Geschichte(n) vom Oktoberfest und Wiesnzauber im Museum – ein königliches Brautpaar und krachende Schießbuden (GS, FöS, Horte) Informationen zum Museum Willst du noch mehr über das Oktoberfest wissen? Dann bist du im Münchner Stadtmuseum genau richtig! Die Ausstellungen des Münchner Stadtmuseums sind aufgrund der Generalsanierung zwar aktuell geschlossen. Aber sieh dir den digitalen Rundgang „Typisch München“ im Münchner Stadtmuseum an! Hier erfährst du mehr über das historische München während der letzten Jahrhunderte. Abbildungsnachweis Titelbild: Wilhelm von Kobell, Das Pferderennen auf der Theresienwiese am 17. Oktober 1810, 1811, GM-IIb/33. © Münchner Stadtmuseum
Der Bayerische Schafkopf… …war eine Weiterentwicklung des Deutschen Schafkopfs …hat seinen Namen vermutlich vom Notieren des Spielstands mit mehreren Strichen, die zusammen einen Schafkopf ergaben …entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts …wurde mit bayerischen Regeln zuerst 1849 erwähnt …galt zunächst als „unmodernes Bauernspiel“ …gelangte vermutlich von Franken aus in den Süden Bayerns …wurde am Ende des 19. und im Verlauf des 20. Jahrhunderts immer populärer …ist heute eines der beliebtesten und verbreitetsten Kartenspiele Bayerns Immer wieder sonntags! Im örtlichen Wirtshaus spielten die Männer bei Bier und Tabak am Wochenende gerne Karten Photoshop 1935: Karl-Joseph Breitinger fotografierte sich dreimal beim "Karten" und fügte die einzelnen Bilder zu einem zusammen. Früh übt sich: "Nachwuchskarter" beim Spielen am heimischen Stubentisch. Abbildungsnachweis: Foto 1: Wendelin Kitzing, Pfarrer Carl Bonaventura Hofmann, Theodor Kitzing und Thero Bauer beim Kartenspielen, Sternberg im Grabfeld, 1953, Archiv Reinhold Albert | Foto 2: Karl-Joseph Breitinger, Selbstporträt beim Karten, Alsleben, 1935, Sammlung Manfred Albert | Foto 3: Kartenspielen mit Walter Schnaus, Alois Wehner, Ewald Derlet, Alons Wohlfart und Hubert Leicht, Alsleben, 1953, Sammlung Manfred Albert Karten als Freizeitaktivität Vor rund 150 Jahren hatten viele Menschen keine oder nur sehr wenig Freizeit. In der Landwirtschaft arbeiteten alle Familienmitglieder den ganzen Tag. Feierabend war erst, wenn die angefallenen Aufgaben erledigt waren. In den Fabriken und auf dem Bau waren die Beschäftigten teilweise über 70 Stunden in der Woche tätig. Frauen und Mädchen verrichteten währenddessen die Hausarbeit. Freie Tage am Wochenende gab es nicht. So blieb den Menschen oft nur nachts Zeit, um sich im Schlaf von der körperlich anstrengenden Tagesleistung zu erholen. Mehr Freizeit gab es erst am Ende des 19. und im Laufe des 20. Jahrhunderts. Die Arbeitszeiten wurden gesenkt und die Sonntagsruhe eingeführt. Damit erhöhte sich die Zeit für Aktivitäten. Vorrangig Männer trafen sich sonntags in den örtlichen Wirtshäusern bei Bier und Tabak, um Karten zu spielen. Die Spieler wetteiferten um Punkte oder kleine Geldbeträge. So entwickelte sich das „Schafkopfen“ schnell zum festen Bestandteil der Freizeitbeschäftigung und Geselligkeit. Not macht erfinderisch – Spielkarten nach dem Krieg Bis zum Zweiten Weltkrieg hatte sich das Schafkopfspiel in Bayern längst etabliert. Doch der Krieg hinterließ seine Spuren. Karten waren in den unmittelbaren Nachkriegsjahren nicht immer leicht zu beschaffen. Jugendliche hatten oft gar keine Möglichkeit, ein Schafkopfset zu ergattern. Entweder gab es schlichtweg keine Karten oder die Preise waren viel zu hoch. Aber bekanntlich macht Not erfinderisch. Der damals 18-jährige Anton Türk aus Frickenhausen erstellte sich kurzerhand sein eigenes Kartendeck: In der unmittelbaren Nachkriegszeit 1945/46 bemalte er die Stoffgarnpappen seiner Mutter. Als Vorlage dienten die typischen Motive des fränkischen Blatts, das um 1840 in Würzburg entstanden war. Das ungewöhnliche Format der Pappe erschwerte das Mischen und Auffächern der Karten. Deshalb waren die selbstgestalteten Not-Spielkarten nur kurze Zeit in Gebrauch. Nachdem die Freunde wieder gedruckte Sets kaufen konnten, dienten die Pappkarten als Malvorlagen für Anton Türks Sohn. Passende MPZ-Online-VeranstaltungMusPad: Freizeit – Freie Zeit für Spiel und Spaß? (GYM Jgst. 7-10, MS Jgst. 7-10, RS Jgst. 7-10) Informationen zum MuseumDas Fränkische Freilandmuseum Fladungen macht die vergangene ländliche Bau-, Arbeits- und Lebensweise aus Unterfranken sowie der Rhön erlebbar. Über 20 wiedererrichtete Anwesen und Gemeindebauten geben einen umfassenden Einblick in das Wohnen und Wirtschaften vom 17. Jahrhundert bis in die 1970er Jahre. Eingebettet in eine historische Kulturlandschaft finden sich Themengärten, Streuobstwiesen und Weiden, auf denen alte Haustierrassen gehalten werden. Abbildungsnachweis Titelbild: Gordian Engel, Detailansicht der Not-Karten, Fladungen, 2021, Archiv Fränkisches Freilandmuseum Fladungen
Ein glitzerndes Meer aus Süßigkeiten! Tausende blau-weiße Bonbons in durchsichtiger Folie liegen auf dem Museumsboden des Museums Brandhorst. Sie bilden ein etwa zwei auf vier Meter großes Rechteck. Der Künstler des Werks, Felix Gonzalez-Torres, ist unter anderem bekannt für seine Candy Works, in denen er Süßigkeiten zu Formen auf dem Boden legen oder zu Bergen in Museumsecken schütten lässt. Felix Gonzalez-Torres legt ungefähr fest, welche Art von Süßigkeiten für die Candy Works verwendet werden und wie viel das Kunstwerk im Idealfall wiegen sollte. Doch jedes Mal, wenn das Kunstwerk ausgestellt wird, dürfen die Kurator*innen diese offenen Angaben des Künstlers interpretieren. So können sie entscheiden, welche Form das Kunstwerk bekommt und was „Idealgewicht“ bedeutet. Ansicht von Felix Gonzalez-Torres, „Untitled” (Lover Boys), 1991, Spiralförmig blau-weiße Bonbons in durchsichtiger Folie, unbegrenztes Angebot, Gesamtmaße variieren je nach Präsentation, Idealgewicht: 161 kg. © Estate of Felix Gonzalez-Torres, Courtesy of the Felix Gonzalez-Torres Foundation, Foto: Elisabeth Greil, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München. Detailansicht von Felix Gonzalez-Torres, „Untitled” (Lover Boys), 1991, Spiralförmig blau-weiße Bonbons in durchsichtiger Folie, unbegrenztes Angebot, Gesamtmaße variieren je nach Präsentation, Idealgewicht: 161 kg. © Estate of Felix Gonzalez-Torres, Courtesy of the Felix Gonzalez-Torres Foundation, Foto: Elisabeth Greil, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München. Doch was hat es mit diesem Gewicht auf sich? Der Titel des Kunstwerks könnte ein Hinweis sein: „Untitled“ (Lover Boys), zu Deutsch „Ohne Titel“ (Liebhaber). 161 Kg – ungefähr so viel wiegen zwei Männer. Um genau zu sein, wogen Felix Gonzalez-Torres und sein Partner Ross Laycock zusammen 161 kg. „Untitled“ (Lover Boys) ist also nicht nur ein großes Rechteck blau-weißer Bonbons, sondern kann auch als eine besondere Form des Porträts interpretiert werden. Und die spiralförmig ineinander verschlungenen Farben der Bonbons werden zu einem Symbol für die Verbundenheit zwischen zwei Liebenden … Doch dies ist nur eine mögliche Interpretation des Kunstwerks! Felix Gonzalez-Torres war es wichtig, dass den Betrachter*innen seiner Werke nicht vorgegeben wird, wie die Kunstwerke zu verstehen sind. Ohne Hintergrundwissen zu seinem Leben kommen wir vielleicht zu einer anderen Interpretation. Diese Unbestimmtheit drückt sich auch im Titel „Untitled“ also „Ohne Titel“ aus. Und den Titelzusatz Liebhaber setzt der Künstler bewusst in Klammern dahinter – die Liebhaber sind anonym, er nennt weder seinen noch Ross‘ Namen, somit können auch andere Personen gemeint sein. Wie interpretierst du den Titel, die Art der Bonbons und das Gewicht des Kunstwerks? Schreibe deine Ideen in die Wortwolke: Auf der Webseite der Felix Gonzalez-Torres Foundation findest du Fotos aus anderen Ausstellungen, in denen „Untitled“ (Lover Boys) gezeigt wurde. Sie verdeutlichen, wie viele verschiedene Formen das Kunstwerk annehmen kann. Liebe, Verlust und Trauer in Zeiten von Aids Felix Gonzalez-Torres wird 1957 in Kuba geboren. Er wächst in Puerto Rico auf, wo er nach dem Schulabschluss anfängt, bildende Kunst zu studieren. 1979 zieht er nach New York und beendet hier sein Kunststudium. In New York lernt er seinen Partner Ross Laycock kennen. Doch das Glück des Paares wird getrübt, denn Ross erkrankt an Aids. Die Immunschwächekrankheit Aids wird 1981 erstmals in den USA diagnostiziert und entwickelt sich in den 1980er Jahren weltweit zu einer Epidemie. Besonders homosexuelle Menschen infizieren sich mit dem HI-Virus, in dessen Folge die Erkrankung Aids auftritt. In den USA schauen Politik und Gesellschaft der Aids-Epidemie tatenlos zu … Anstatt sich um ein Ende der Aids-Epidemie zu bemühen oder die Forschung nach einem Medikament voranzutreiben, machen konservative Politiker*innen homosexuelle Männer für die Verbreitung von HIV verantwortlich und Menschen mit Aids werden diskriminiert. Ist das fair? Wenn du hierzu mehr wissen möchtest, schau dir den MPZ-digital Beitrag zur Aids-Epidemie an. 1987 wird Felix Gonzalez-Torres aktives Mitglied des Künstler*innenkollektivs Group Material, das mit seinen Kunstwerken und Aktionen auf die Stigmatisierung von Menschen mit Aids aufmerksam macht. Der Künstler setzt sich für Menschen mit Aids ein, indem er Kunst macht, die kritisch ist und Missstände in Politik und Gesellschaft thematisiert. 1991 stirbt sein Partner Ross Laycock an den Folgen von Aids – ein schmerzlicher Verlust für den Künstler. Kunst to go! 1990 beginnt Felix Gonzalez-Torres Kunstwerke aus Süßigkeiten zu machen. Bis 1993 entstehen 20 Candy Works aus unterschiedlichsten Süßigkeiten. Eine große Besonderheit: Die Kunstwerke sind veränderbar! Detailansicht von Felix Gonzalez-Torres, „Untitled” (Lover Boys), 1991, Spiralförmig blau-weiße Bonbons in durchsichtiger Folie, unbegrenztes Angebot, Gesamtmaße variieren je nach Präsentation, Idealgewicht: 161 kg. © Estate of Felix Gonzalez-Torres, Courtesy of the Felix Gonzalez-Torres Foundation, Foto: Elisabeth Greil, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München. Nicht nur können die Kurator*innen die Angaben des Künstlers zur Art der Süßigkeiten und dem Idealgewicht interpretieren und die Form der Installation bestimmen, auch wir dürfen mitwirken: Denn die Besucher*innen dürfen die Süßigkeiten der Candy Works mitnehmen. Die Kurator*innen entscheiden, ob und wie oft sie die Bonbons auffüllen. Werke wie „Untitled“ (Lover Boys) können nach und nach kleiner werden, sich kaum merklich verändern oder sogar ganz verschwinden. Deswegen wiegt „Untitled“ (Lover Boys) nur im Idealfall 161 kg; tatsächlich verändert das Gesamtgewicht sich jedoch während der Dauer der Ausstellung. Was würde passieren, wenn das Museum nicht für süßen Nachschub sorgt? Probiere es aus: Felix Gonzalez-Torres, „Untitled” (Lover Boys), 1991, Spiralförmig blau-weiße Bonbons in durchsichtiger Folie, unbegrenztes Angebot, Gesamtmaße variieren je nach Präsentation, Idealgewicht: 161 kg. © Estate of Felix Gonzalez-Torres, Courtesy of the Felix Gonzalez-Torres Foundation, Foto: Museumspädagogisches Zentrum München. Kunst zum Mitnehmen? Kunstwerke dürfen üblicherweise nicht angefasst oder gar verändert werden und gehören meist nur einer Person oder einem Museum. Doch die Candy Works von Felix Gonzalez-Torres können verschiedene Formen annehmen, an mehreren Orten gleichzeitig ausgestellt sein und sich während der Ausstellung verändern. Aber was passiert mit einem Kunstwerk, von dem wir einen Teil mitnehmen dürfen? Wird es kleiner oder eigentlich größer? Wenn die Besucher*innen die Bonbons mitnehmen, verbreitet das Kunstwerk sich dann vielleicht sogar ähnlich wie ein Virus? Statt das Kunstwerk lediglich zu betrachten, können wir sogar davon kosten – Kunstgenuss der etwas anderen Art! Doch auch hierbei ist wichtig: Wir haben die Wahl, ob wir ein Bonbon mitnehmen, es verspeisen, es aufheben wie einen besonderen Schatz oder ob wir das Werk lediglich betrachten. Wie intensiv wird die Beziehung zwischen uns und dem Kunstwerk, wenn wir die Bonbons lutschen? Wo die Bonbons produziert werden, wie sie aussehen und nach was sie schmecken, dürfen die Kurator*innen der Ausstellung auswählen. Was glaubst du, für welchen Geschmack haben sie sich entschieden? Eigene Interpretation gewünscht! Festgeschriebene Interpretationen seiner Werke wollte Felix Gonzalez-Torres vermeiden. Seine Biografie oder die Lebensumstände während der AIDS-Epidemie können mit seinen Werken in Verbindung gesetzt werden, aber auch ohne diese Informationen kann seine Kunst interpretiert werden. Oftmals verzichtete der Künstler auf Erklärungen seiner Werke oder bot mehrere Deutungen an. Offenheit und Vielfalt statt nur eine richtige Lesart! Auch die in diesem Beitrag aufgezeigten Interpretationen sind nur wenige von vielen möglichen Deutungen. Mach dir selbst ein Bild und besuche „Untitled“ (Lover Boys) in der aktuellen Ausstellung im Museum Brandhorst. NACHHALTIGKEIT 17ziele.de Der Zugang zu ärztlicher Versorgung und Medikamenten ist nicht nur für Menschen mit Aids überlebenswichtig. Er stellt auch eines von 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen dar. Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen mit Erklärungen in leichter Sprache findest du HIER. Passende MPZ-Führung"Food for the mind" – sehen, denken, diskutieren (BS, GYM ab Jgst. 8, MS ab Jgst. 8, RS ab Jgst. 8) Informationen zum Museum„Untitled“ (Lover Boys) wird im Rahmen der Sonderausstellung „Future Bodies from a Recent Past“ des Museum Brandhorst gezeigt. Die Ausstellung kann noch bis 15. Januar 2023 besucht werden. Informationen zur Ausstellung findest du hier. Abbildungsnachweis Titelbild: Detailansicht von Felix Gonzalez-Torres, „Untitled” (Lover Boys), 1991, Spiralförmig blau-weiße Bonbons in durchsichtiger Folie, unbegrenztes Angebot, Gesamtmaße variieren je nach Präsentation, Idealgewicht: 161 kg. © Estate of Felix Gonzalez-Torres, Courtesy of the Felix Gonzalez-Torres Foundation, Foto: Elisabeth Greil, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München. Ausschnitt: © Museumspädagogisches Zentrum
Als heitere Spiele begannen die Olympischen Spiele 1972 in München. In einer Katastrophe endeten sie - auf ewig verbunden mit dem schrecklichen Attentat palästinensischer Terroristen auf die israelische Olympia-Mannschaft. Die Geiselnahme In der Nacht vom 4. auf den 5. September 1972 drangen palästinensische Terroristen in das olympische Dorf, in dem die Sportler und Journalisten während der Spiele wohnten, ein. Sie verschafften sich Zugang zu den Appartements der israelischen Mannschaft und nahmen elf Geiseln. Zwei Israelis versuchten sich gegen die Angreifer zu wehren und wurden erschossen. Beide starben im olympischen Dorf. Alle Befreiungsversuche und auch Verhandlungen mit den Terroristen blieben erfolglos. Was wollten die Palästinenser eigentlich? Unter anderem die Freilassung von 326, in Israel inhaftierten „palästinensischen Freiheitskämpfern“. Aber keine ihrer Forderungen wurde erfüllt; so änderten die Terroristen ihren Plan und wollten in ein arabisches Land ausgeflogen werden. München - Olympisches Dorf (Panorama), Maximilian Dörrbecker, CC BY-SA 2.5, via Wikimedia Commons Die Befreiung der Geiseln scheitert Zwei Hubschrauber wurden bereitgestellt, um die Terroristen mit ihren Geiseln von der Olympiastadt München zum Militärflughafen Fürstenfeldbruck zu bringen. Dort stand eine Lufthansa-Maschine nach Ägypten bereit. Auf dem Flughafen scheiterte dann ein letzter Befreiungsversuch der bayerischen Polizei dramatisch. Alle neun israelischen Geiseln, ein Polizist und fünf der acht Terroristen starben. Die drei anderen Terroristen konnte die Polizei zwar gefangen nehmen, sie wurden aber nur sieben Wochen später aus dem Gefängnis freigepresst: durch eine Flugzeugentführung weiterer palästinensischer Terroristen. Deutschland bittet um Vergebung Die deutschen Behörden waren im September 1972 in keiner Weise auf ein solches Ereignis vorbereitet. Erst am 5. September 2022, im Rahmen der Gedenkveranstaltung zum 50. Jahrestag des Olympia-Attentates, bittet Deutschland bei den Verbliebenen der Opfer um Vergebung und gesteht seine Fehler bei dem schrecklichen Attentat ein. Das Gedenken an die Opfer Seit 2017 gibt es im Olympiapark eine multimediale Gedenkstätte: Ein Erinnerungsort, an dem der Geiselnahme, dem gewaltsamen Tod der elf Israelis sowie des deutschen Polizisten gedacht werden können. Dabei stehen die Persönlichkeit und Lebensgeschichte eines jeden Opfers im Mittelpunkt. Erinnerungsort im Olympiapark München, Katja Brenner, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons Gedenken an die Opfer des Attentats von 1972 im Olympiapark München, Root47, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons Auch online informiert dich der "Erinnerungsort Fürstenfeldbruck 1972" über die Ereignisse, erinnert an die Opfer und vor allem, lässt Zeitzeug*innen von damals sprechen. Beide Erinnerungsorte, im Olympiapark und digital, dienen auch als stete Mahnung, Antisemitismus und Rassismus entschieden entgegentreten. Hast du Lust, dein Wissen zu testen? Dann mach hier weiter. Viel Erfolg! ©Author Nachhaltigkeit 17ziele.de „Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“ (Elie Wiesel, Schriftsteller und Friedensnobelpreisträger)Deutschland ist eines der sichersten Länder der Welt. Dies gilt es zu bewahren und gleichzeitig andere Länder darin zu unterstützen. Doch auch hier gibt es Korruption und die staatliche Verwaltung versagt. Transparenz und Rechenschaftspflicht staatlicher Institutionen und Behörden und eine effektive Kontrolle durch politisch legitimierte Gremien sind hier unverzichtbar, ebenso wie freie Presse und Berichterstattung. Hilfe bei rassistischen VorfällenBei diesen Stellen kannst du rassistische Vorfälle melden. Falls du selbst betroffen bist, erhältst du dort auch Hilfe und Unterstützung:before-muenchen.dereport-antisemitism.deamadeu-antonio-stiftung.de Informationen Mit dem Münchner Stadtmuseum und dem MPZ können Schulklassen auf Spurensuche nach Olympia 1972 im Münchner Stadtgebiet gehen. Passende MPZ FührungMünchen 72 – Olympische Spurensuche im Münchner Stadtmuseum (BS, GS ab Jgst. 3, GYM, MS, RS)Stadtrundgänge: München 72 – Entdeckertour durch den Olympiapark (GS ab Jgst. 3) Abbildungsnachweis Titelbild: Videoinstallation am Erinnerungsort Olympia-Attentat in München, Spielvogel, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Unter dem dichten Blätterdach einer Kastanie gibt es herrlich tiefen Schatten! Nur an wenigen Stellen finden Sonnenstrahlen einen Weg hindurch, was im Gemälde „Picknick“ von Leo Putz für belebende Lichtpunkte sorgt. Leo Putz, Picknick, 1904, Öl auf Leinwand, 187,5 x 195,5 cm, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Sammlungsbestand Neue Pinakothek München (nicht ausgestellt), CC BY-SA 4.0 Das Gemälde wirkt wie ein Schnappschuss. Die Drei nehmen offensichtlich vom Betrachter keine Notiz, nehmen keinerlei Blickkontakt auf. Die Dame im weißen Kleid streckt sich nach links, um sich etwas aus dem Teller zu nehmen. Die beiden im Hintergrund prosten sich gerade zu und schauen sich in die Augen. Auf dem weißen Tuch bilden Bowlengefäß, gemusterte Teller und Obst ein buntes Stillleben. Zwei Damen und ein Herr haben es sich direkt auf der Wiese gemütlich gemacht. Oder waren es vier Personen, die sich zum Picknick getroffen haben, – die vierte vielleicht der Maler, von dem das Gemälde stammt? Es ist übrigens fast zwei Meter hoch und nahezu quadratisch. Die Menschen sind lebensgroß dargestellt, so dass wir uns gut vorstellen können, auch mit dabei zu sein. Licht und Farbe Klick auf die Farbpunkte unten rechts und zieh sie über das Gemälde! Wo überall findest du die einzelnen Farbtöne, an wie vielen Stellen auf der Bildfläche sind sie jeweils verteilt? Wenn du den Punkt wieder loslässt, geht er automatisch auf seinen Ausgangspunkt zurück. Im Schatten des Baumes erscheinen die Stoffe, die Kleider der Damen und das Tuch am Boden weitaus dunkler, als sie in Wirklichkeit sind. Weil wir das aus unserem Alltag kennen, stellen wir uns die Dame im Vordergrund in einem weißen oder vielleicht cremefarbenen Kleid vor, daneben ein weißes Tuch, das zweite Kleid in Rosa oder Altrosa. Achte einmal auf die Lichtpunkte, die Leo Putz auf der Bildfläche verteilt hat. Sie erhellen die Szene. Im Inneren sind sie jeweils hell und durch einen etwas dunkleren Ton umrahmt, meist länglich oval. Ganz ähnlich sind die Blumen auf der weiten Wiese wiedergegeben. Ihre Formgebung, aber auch die dekorative Linienführung entlang der Rüschen sind ganz typisch für die Entstehungszeit, erinnern uns an Jugendstil. Drei Ausschnitte aus: Leo Putz, Picknick, 1904, Öl auf Leinwand, 187,5 x 195,5 cm, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Sammlungsbestand Neue Pinakothek München (nicht ausgestellt), CC BY-SA 4.0 Komponiere dein Picknick! © Museumspädagogisches Zentrum Lade ein paar Freunde oder deine Familie zum Picknick ein! Packt Picknick-Decken, unzerbrechliche Teller und Becher ein, nehmt zum Beispiel belegte Brote, Muffins, Gemüsesticks, Obst der Saison und kühle Getränke in der Radltasche, dem Rucksack oder einem Korb mit. Und vergesst eure Malsachen nicht! Vielleicht habt ihr ja auch Lust, eure Kleidung farblich auf die Farbe von Decken und dem passenden Obst abzustimmen. Sucht euch ein schattiges Plätzchen und haltet die Lichtsituation mit Farbstiften, Wachsmalkreiden oder auch Tubenfarben fest – zum Auswaschen des Pinsels eignet sich ein altes Marmeladenglas mit Schraubverschluss. Such zunächst einen interessanten Ausschnitt aus. Nutze dazu beispielsweise ein rechteckiges Fenster, das du in ein Blatt Papier geschnitten hast oder deine Schablone vom MPZ-Album. Alternativ geht der Blick durch einen aus den Händen geformten Rahmen – ein Auge ist dabei geschlossen. Oder mach einfach Fotos von den Lichtpunkten, die dein Picknick beleben. Wenn du magst, teile dein Picknick-Stillleben auf Facebook oder Instagram und verwende den Hashtag #MPZpicknick. Übrigens … Das Bildthema hat eine lange Tradition: „Le déjeuner sur l’herbe“ (wörtlich übersetzt: Das Mittagessen auf dem Gras), im Deutschen meist als „Frühstück im Grünen“ oder „Frühstück im Freien“ bezeichnet, kommt in der Malerei quer durch die Jahrhunderte vor. Besonders berühmt sind zwei Werke aus dem Musée d’Orsay in Paris von Edouard Manet und Claude Monet, entstanden um 1863 bzw. 1865/66. Vergleiche sie mit dem Gemälde von Leo Putz! Die Links dazu findest du, wenn du auf die Künstlernamen klickst. Worin unterscheiden sie sich, was ist ähnlich? Und falls du wissen willst, was Picasso daraus gemacht hat, in der Online-Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart findest du „Das Frühstück im Freien“. NACHHALTIGKEIT 17ziele.de Gesundheit und Wohlergehen: Gesundes Essen in guter Luft, dazu ein Spaziergang oder eine Radltour zum Schattenplätzchen für das Picknick tun uns gut und fördern unsere Gesundheit. 17ziele.de Nachhaltiger Konsum: Für ein Picknick brauchst du keine perfekte Ausrüstung! Mit etwas Improvisation lässt es sich vermeiden, Dinge zu erwerben, die nur ein paar Mal genutzt würden. Passender Beitrag auf XponatFarbkartenExpertentipp Passende MPZ-Online-VeranstaltungMusPad: Wiesen, Wasser, Berge. Landschaft gemalt (alle Schularten, ab Jgst. 3) Informationen zum MuseumDie Neue Pinakothek mit ihrer Sammlung zur Kunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ist aufgrund einer Generalsanierung derzeit geschlossen. Du kannst jedoch die Kunstwerke in der Online-Sammlung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen sehen. Hier findest du auch noch mehr Gemälde von Leo Putz, die üblicherweise nicht ausgestellt sind. Abbildungsnachweis Titelbild: Leo Putz, Picknick, 1904, Öl auf Leinwand, 187,5 x 195,5 cm, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Sammlungsbestand Neue Pinakothek München (nicht ausgestellt), CC BY-SA 4.0, Bearbeitung: Museumspädagogisches Zentrum
Die gemalten Früchte und Gemüsesorten aus der Alten Pinakothek sehen köstlich aus – findest du nicht auch? Vielleicht hast du Lust bekommen, eines der leckeren Rezepte auszuprobieren, zum Beispiel den grünen Power Smoothie? Um die Zutaten einzukaufen, kannst du entweder zu einem Supermarkt um die Ecke oder zu einem Obst- und Gemüsestand in deinem Viertel gehen.Und vergiss den Einkaufszettel nicht! Obst- und Gemüsestand, Spielzeug, um 1925/30, Holz © Münchner Stadtmuseum Viel schöner ist natürlich ein Besuch auf einem Wochen- oder Bauernmarkt. Dort werden vor allem regionale Früchte und Gemüse der jeweiligen Saison verkauft. Der große Vorteil dieser Produkte ist, dass sie keine weiten Transportwege hinter sich haben und deshalb besonders frisch sind. Außerdem werden sie nicht erst in Plastik verschweißt, das wir dann zu Hause gleich wieder in den Müll werfen. In München gibt es in jedem Viertel Wochenmärkte, die jeweils an einem bestimmtenTag in der Woche stattfinden. Und HIER findest du den Markt in deinem Viertel. Der berühmteste und auch der älteste Markt Münchens ist der Viktualienmarkt, der außer sonntags jeden Tag geöffnet hat. Vielleicht warst du schon einmal dort und hast all die Düfte von Kräutern, frischem Obst, Käse, Backwaren und Gewürzen geschnuppert. Hier bekommst du auch frische Eier, Fleisch, Fisch … und auch Blumen dürfen auf einem Markt nicht fehlen! © Museumspädagogisches Zentrum, Foto: Judith Schenk Der Name „Viktualienmarkt“ leitet sich übrigens von dem alten Begriff für Lebensmittel – „Victuailles“ – ab. Früher war es ein Bauernmarkt, heute sozusagen ein riesiges Feinkostgeschäft unter freiem Himmel. Vor etwa 200 Jahren wurde der Viktualienmarkt auf seinen heutigen Platz hinter dem Alten Peter verlegt. Der alte Marktplatz, der sich auf dem heutigen Marienplatz befand, war inzwischen zu klein geworden. Der Marienplatz hieß sehr lange Zeit nur „Markt“ oder „Marktplatz“. Und so sah der Viktualienmarkt vor etwa 200 Jahren aus – die Bauern, Fischer und Kaufleute boten hier als sogenannte „fliegende Händler“ ihre Waren an. Sie hatten keine festen Stände, sondern verkauften nur an manchen Tagen in der Woche Gemüse, Obst, aber auch Eier oder Geflügel, die sie auf einem Karren transportierten. Wenn du den Regler in der Mitte des Bildes greifst und verschiebst, kannst du die Gemälde von 1835 (links) und 1860 (rechts) vergleichen. Bei dem rechten Bild von 1860 kannst du die überdachten Stände der Händler bereits gut erkennen. Es sind natürlich nicht so viele wie heute, da in München damals weniger Menschen lebten, und das Warenangebot war nicht so groß. Heutzutage gibt es auf dem Viktualienmarkt auch einen Biergarten, wo man seinen Hunger stillen kann. Dort kannst du allerlei köstliche Speisen wie einen Leberkäs mit Kartoffelsalat, Münchner Weißwürste mit frischer Breze oder einen Obazden verzehren. Oder schmeckt dir ein Schweinebraten mit Knödel und Kraut am besten? Münchner Spezialitäten findest du übrigens auch im Münchner Stadtmuseum. Hier kannst du sie allerdings nicht verspeisen, sondern dir nur Appetit holen. Schau doch einfach mal selber vorbei – das Museum ist ganz in der Nähe vom Viktualienmarkt. In der dortigen Ausstellung „Typisch München“ gehst du in den 1. Stock. Dort „begegnet“ dir ein Sushi-Laufband. – Aber nicht mit asiatischen Speisen. Hier drehen sich Leberkässemmel, Steckerlfisch, Obazda und viele andere Münchner Köstlichkeiten vor deinen Augen. Du möchtest wissen, welche Gerichte sich noch auf dem Sushi-Laufband befinden? Dann versuch es mit folgendem Spiel. Ziehe dazu die Begriffe auf die passenden Bilder. Solltest du nun endgültig Appetit bekommen haben, dann schau doch einmal bei unserem Biergartenbeitrag vorbei. Dort wartet ein Rezept für einen Obazden auf dich. Du hast Appetit bekommen? Den Rest der Ferienaktion findest du unter Iss was!? - essen, speisen, tafeln .... Informationen zum MuseumDas Münchner Stadtmuseum bietet eine große Bandbreite an Dauerausstellungen. Dazu gehören die stadthistorische Ausstellung "Typisch München!" und die darin integrierte Ausstellung "Migration bewegt die Stadt. Perspektiven wechseln". Außerdem gibt es noch die Sammlung Puppentheater/Schaustellerei, die Ausstellung "Nationalsozialismus in München" sowie die Sammlung Musik. Außerdem kannst du regelmäßig Sonderausstellungen zu verschiedensten Themen besuchen, unter anderem aus der beachtlichen Sammlung Fotografie und der Sammlung Mode. Abbildungsnachweis Titelbild: © Münchner Stadtmuseum
Wie schnell sich eine Geschichte verändern kann, zeigt dieses Experiment: Ordne die Bestandteile eines Gemäldes von Paul Klee zu einem Bild. Verschiebe sie und probiere verschiedene Varianten aus! Wenn du fertig bist, mach einen Screenshot und speichere ihn ab. Vergleiche nun dein Werk mit „Rausch“ von Paul Klee. Welche Geschichten werden jeweils erzählt? Oder erzählt dein Bild vielleicht gar keine Geschichte? Paul Klee, Rausch, 1939, 341 (Y 1), Wasserfarbe, Öl auf Jute, 65 x 80 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Dauerleihgabe der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München, CC BY-NC-SA 4.0 Paul Klee hat „Rausch“ übrigens auf ein grobes Jute-Gewebe gemalt, was an der Struktur deutlich sichtbar ist. An vielen Stellen blieb der braune Untergrund frei. Passende MPZ-Online-VeranstaltungMusPad: Tanzende Formen, fantastische Träume und farbige Klänge. Künstler*innen um den Blauen Reiter (GS ab Jgst. 2, MS bis Jgst. 8, RS bis Jgst. 8, GYM bis Jgst. 8) Passende MPZ-FührungExperimentierwerkstatt Farbe (GS ab Jgst. 3, MS, RS und GYM jeweils bis Jgst. 7Menschen, Köpfe – von realistisch bis abstrakt (GS, Horte, MS, RS, GYM, BS)Erzählen, schreiben, dichten ... (GS ab Jgst. 3, MS bis Jgst. 7)Passender Beitrag auf XponatKonstruktion Informationen zum MuseumDie Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau beherbergt die bedeutendste Sammlung zur Kunst um den Blauen Reiter. Auch was gerade nicht ausgestellt ist, findest du in der Online-Sammlung. Abbildungsnachweis Titelbild: Paul Klee, Rausch, 1939, 341 (Y 1), Wasserfarbe, Öl auf Jute, 65 x 80 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Dauerleihgabe der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München, CC BY-NC-SA 4.0, Bearbeitung: Museumspädagogisches Zentrum
„Rettet die Zärtlichkeit“ Eine kahle Betonwand. Es regnet. Am Bildrand steht ein Mann mit Regenschirm. In Sprühschrift der Schriftzug „Rettet die Zärtlichkeit“. Was könnte der/die Sprayer*in damals gemeint haben? Wie wirkt das Foto aus dem Jahr 1982 auf dich? Ist der Schriftzug auch heute noch oder wieder aktuell? Bleibt die Zärtlichkeit – in diesen Zeiten der geforderten körperlichen Distanz und der Isolation von vielen Menschen – auf der Strecke? Wofür lohnt es sich die Zärtlichkeit zu retten? Braucht es sie umso mehr in dieser angespannten Zeit? In den 1980er Jahren wurden Sprühdosen als Schreibwerkzeug und Gestaltungsmittel für den öffentlichen Raum zunehmend beliebter. Die Sicherheitsbehörden reagierten hart - bereits der Besitz von Dosen machte Jugendliche verdächtig. Doch die Durchsetzungskraft war nicht mehr aufzuhalten. In dem kurzen Video der Münchner Stadtbibliothek blickt der Theaterautor Jan Geiger auf die Zärtlichkeit. Eine weitere Sprühschrift aus den 80er Jahren hat bis heute auch nichts von ihrer Aktualität verloren: Volker Derlath, Sprüherei Alabama-Gelände 1986. © Volker Derlath Standen damals das Waldsterben, die Schwefeldioxidbelastung und die Anti-Atomkraft-Bewegung im Fokus, so ist heute der zu stoppende Klimawandel das globale Anliegen. Volker Derlath, Aktion gegen die Volkszählung in München 1986. © Volker Derlath Die Volkszählung von 1986, die die Einwohner*innen Deutschlands verpflichtete, eine Vielzahl persönlicher Daten preiszugeben, sorgte bundesweit für Besorgnis! Der Datenschutz war in Gefahr – heute wieder ein hochsensibles Thema, das sich lediglich auf andere Gebiete verlagert hat. Auch Künstler*innen hinterlassen Botschaften im öffentlichen Raum. Fällt dir jemand ein? Keith Haring, Untitled (Subway Drawing), 1983, Udo und Anette Brandhorst Sammlung, Foto: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München, Keith Haring artwork © Keith Haring Foundation Nur durch Umrisslinien definierte Wesen, ohne Gesicht, Geschlecht oder Kleidung, in Bewegung, tanzend? Zwei umrahmte Szenen, übereinander, dazwischen eine Art Laufband mit einem wiederkehrenden Motiv … Diesmal bleiben wir – beim „Sprung“ ins Museum Brandhorst – in den 80er Jahren! Wie kommt ein Künstler darauf, seine Zeichnungen im öffentlichen Raum festzuhalten? „Für mich besteht kein Unterschied zwischen einer Zeichnung, die ich in der U-Bahn mache, oder einer, die für Tausende von Dollar in einer Galerie verkauft wird. Es gibt eindeutige Unterschiede im Kontext und im Medium, aber die Intention ist dieselbe.“ (Keith Haring) Bist du derselben Meinung? KEITH HARING (1958-1990) wollte mit den Menschen kommunizieren und nutzte den öffentlichen Raum als Galerie. Eines Tages entdeckte er in der New Yorker U-Bahn leere schwarze Flächen für Werbeplakate – ein idealer Ort, um seine Botschaften mit allen Menschen zu teilen, sie für alle zugänglich zu machen. Dieser demokratische Ansatz war ihm sehr wichtig, denn Kunst sei für jeden da! „Wie kaum ein anderer schaffte er es, die Brücke zu schlagen zwischen Kunstszene und Subkultur, zwischen breitem Publikum und Expertinnen und Experten.“ (Museum Brandhorst) Meist ohne abzusetzen, schuf er Zeichnungen in einer ganz eigenen wiedererkennbaren Bild- und Symbolsprache, einer universalen Sprache – über kulturelle und soziale Grenzen hinweg. Zudem gab er diesen Werken keine Titel, um eine Vielfalt an Deutungen zuzulassen, nach dem Motto: "Schau selbst, mach dir deine eigenen Gedanken!" „Die Wirklichkeit der Kunst beginnt in den Augen des Betrachters und erlangt Kraft durch Fantasie, Erfindungsgabe und Konfrontation.“ (Keith Haring) Schnell oder langsam? Da es natürlich nicht erlaubt ist, Flächen im öffentlichen Raum zu „beschmieren“, war Keith Haring gezwungen, zügig zu malen. Trotzdem wurde er mehrmals festgenommen und sogar in Handschellen abgeführt. Aber das schnelle Arbeiten entsprach sicherlich auch seinem Wesen. Manchmal entstanden pro Tag bis zu 40 dieser U-Bahn-Zeichnungen. Faszinierend, ihm zuzusehen! Vielleicht findest du hierzu ein Video im Netz! Schau mal z. B. HIER. Keith Haring, Untitled (Subway Drawing), 1983, Kreide auf Papier, Original U-Bahn-Rahmen aus glasfaserverstärktem Kunststoff, Udo und Anette Brandhorst Sammlung, Foto: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München, Keith Haring artwork © Keith Haring Foundation „The man who wasn´t there“ – ziemlich passend, oder? Ob sich Haring ganz bewusst den Platz neben diesem Kinoplakat ausgesucht hat? Als eine Art „Ghostartist“? Und womit … „Da sie so empfindlich waren, rührten die Leute sie nicht an, sie respektierten sie; sie radierten sie nicht weg oder zerstörten sie. Das verlieh ihnen diese ganz eigene Kraft. Es war dieses kreideweiße, fragile Etwas inmitten all dieser Kraft und Spannung und Gewalt, die von der Subway ausgeht.“ (Keith Haring) Experimentiere selbst mit verschiedenen Malwerkzeugen und Materialien: Kreide, Bleistift, Farbstift, Edding, flüssige Farbe …, weiß auf schwarz, schwarz auf weiß, einfarbig, bunt, zart, fett, auf Papier, Pappe, Holz, Kunststoff … Wie verändert sich die Wirkung? Was macht seine Bildsprache so einzigartig und unverwechselbar? © Museumspädagogisches Zentrum Schau selbst: Die fortlaufenden Linien, die Rahmen, die Bewegungsstriche, die wiederkehrenden Motive wie krabbelnde Babys, geschlechtslose, interagierende, tanzende Menschen …? Für was könnten sie stehen? Keith Haring – ein politischer Aktivist Seine Bildsprache wirkt auf den ersten Blick unbekümmert und fröhlich. Tatsächlich war er aber ein durch und durch politischer Mensch, der sich in seinem Schaffen für die Menschen und ihre Umwelt und gegen jede Art von Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und Diskriminierung einsetzte; ein politischer Aktivist, der sich für den Frieden und ein tolerantes Miteinander engagierte: Botschaften aktueller denn je? Mehr hierzu im nächsten Beitrag zu POP PUNK POLITIK! Botschaften im öffentlichen Raum Es gibt es viele: Sprühschriften, Graffitis, Statements, freihändig oder mit Schablonen gesprüht, oder einfach nur diverse Aufkleber. Welche Botschaften entdeckst du im öffentlichen Raum? Bilder: Aktuelle Botschaften im öffentlichen Raum © Katharina Schweigart, Bearbeitung Gif: Museumspädagogisches Zentrum Und was empört dich? Worauf möchtest du die Menschen aufmerksam machen? Welche Botschaften möchtest du mit der Welt teilen? Denke dir ein eigenes Meme aus und teile es mit uns auf Instagram oder Facebook und verwende den Hashtag #PopPunkPolitik! Deine Meinung? Teile sie gerne mit uns auf Instagram oder Facebook und verwende den Hashtag #PopPunkPolitik! Alle Beiträge zu der Reihe PopPunkPolitik findet ihr HIER. Und Lust auf ACTION?Kreative Anregungen zum Denken, Diskutieren und kreativen Gestalten findest du auf unseren ActioncARTS, eine Kooperation mit dem Museum Brandhorst:Ohne Worte kommunizieren (deutsch / englisch)Urban und öffentlich (deutsch / englisch) Passender Beitrag auf Xponat Ohne Worte kommunizieren Passende MPZ-Führung„Food for the mind“ – sehen, denken, diskutieren (MS ab Jgst. 8, RS ab Jgst. 8, GYM ab Jgst. 8,BS)Kunst und Kommunikation (RS ab Jgst. 9, GYM ab Jgst. 9)Mittelschulprogramm: Was macht zeitgenössische Kunst … und was hat das mit mir zu tun? (MS)Vielfalt entdecken – Die (Kunst-)Welt ist bunt! Mit dem MPZ gegen Fremdenfeindlichkeit! (MS; RS, FöS, GS ab Jgst. 3, GYM, Horte, Inklusionsklassen, BS) Informationen zu den MuseenWeitere „Botschaften“ aus dem öffentlichen Raum findest Du im Museum Brandhorst und seiner einzigartigen Sammlung von Kunstwerken ab Ende der 50er Jahre bis heute sowie in der Ausstellung #PopPunkPolitik der Monacensia im Hildebrandhaus, dem literarischen Gedächtnis der Stadt München. Die Artikel-Serie zu #PopPunkPolitik verlängert die Ausstellung in den digitalen Raum hinein und vertieft Themen der 1980er Jahre aus literarischer und heutiger Perspektive. Abbildungsnachweis Titelbild: Plakatmotiv zu Pop Punk Politik – die 1980er Jahre in München (Ausschnitt). © Monacensia im Hildebrandhaus und Volker Derlath, Rettet die Zärtlichkeit (Ausschnitt). © Volker Derlath
Schon gewusst ...? Edel-Punks auf dem Münchner Marienplatz, 1984 (Ausschnitt). © Volker Derlath Und wie war es als Punk? Cornelia Siebeck, ehemalige Punkerin, beschreibt das Lebensgefühl der Münchner Punks damals: Zitat: Cornelia Siebeck, aus einem Interview mit Ralf Homann, Kurator der Ausstellung Pop Punk Politik in der Monacensia im Hildebrandhaus. © Bearbeitung: Museumspädagogisches Zentrum Aussehen, Lebensstil und Kleidung sind für Punks Ausdruck von Provokation und Protest.Welche Stilmittel benutzen sie, um sich äußerlich abzugrenzen? Rabe Perplexum? „Selbstportrait“ mit Kreditkarte. © Rainer Schwinge; Edel-Punks auf dem Münchner Marienplatz, 1984 und Mercedes-Stern. © Volker Derlath Widerstand kann sich also über Kleidung und Schmuck ausdrücken. Die als Ohrring umfunktionierte Kreditkarte versteht sich als Kapitalismuskritik. Jacken, häufig aus Leder und mit Nieten besetzt, werden zum Medium unterschiedlicher, auch politischer Botschaften – wie hier gegen Nazis und die Politik des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl. Wir wagen den Sprung vom Jahr 1986 ... Punks auf dem Münchner Marienplatz 1984 (Ausschnitt). © Volker Derlath ... ins Jahr 2006 Seth Price, Vintage Bomber, 2006, Vakuumgeformtes Polystyrol (Ausschnitt), 123,2 x 92,7 x 6,4 cm, Udo und Anette Brandhorst Sammlung, Foto: Ron Amstutz, Courtesy of the artist Euer erster Gedanke?Was ist hier gleich? Und was ist anders? Der Fotograf Volker Derlath hält die Kamera auf die Lederjacke und fokussiert die Botschaften. Seth Price inszeniert eine Bomberjacke als Kunstwerk.Das Foto zeigt uninszeniert die auf der Lederjacke individuell hinterlassenen Botschaften durch Schrift.Und hier: Die Botschaft befindet sich nicht auf, sondern in der Kleidung? „Mich interessieren die in Kleidung enthaltenen Codes.“ (Seth Price, 2020) Der Multimediakünstler Seth Price beschäftigt sich mit der Zeichenhaftigkeit unserer Kleidung, und wie sie sich im Laufe der Zeit verändern kann. Welche Kleidungsstücke fallen dir noch ein, die mit einer Botschaft, einer Zugehörigkeit besetzt sind?Haben sich ihre „Codes“ im Laufe der Zeit verändert? High Heels von Caitlyn Wilson, Basballcap von NATHAN MULLET, Handtasche von Laura Chouette auf www.unsplash.com; Hoodie auf www.pixabay.com; Frau mit Tuch von Jean-François Gornet - Flickr: Voile, CC BY-SA 2.0; Bearbeitung: GIF Museumspädagogisches Zentrum Möchten auch wir mit unserer Kleidung etwas ausdrücken, eine Botschaft übermitteln? Möchten wir herausstechen und uns abgrenzen? Oder in der Masse untergehen? Oder zu einer bestimmten Gruppe dazugehören? Wie sehr identifizieren wir uns mit Kleidung? Welche soziale Funktion hat sie? Kann man sich neutral kleiden? Weiblich, männlich, queer? Ist Kleidung Integration? Kommunikation? Inszenierung? Haltung? Protest? Provokation? Kult? Status? … Und ab wann ist sie politisch? Eine Bomberjacke, wie zufällig hingeworfen und „eingefroren“ Tatsächlich handelt es sich beim "Vintage Bomber" um eine komplizierte Technik, bei der die Jacke in goldfarbenem Plastik abgeformt und zuvor vorbereitet und ausgestopft wurde – ähnlich dem Vakuumverfahren bei industriellen Verpackungen, z.B. bei Pralinen.Seth Price nennt die so entstandenen Arbeiten „Vacuum“-Skulpturen.Vakuum, d.h. leer, da letztlich nur die Form, der Abguss bleibt, wie bei einer „Totenmaske“ (Achim Hochdörfer, Direktor des Museums Brandhorst). Leer also vielleicht auch, weil der Mensch, der Inhalt fehlt: Wo bleibt das Individuum hinter Kommerz und Mainstream-Mode?Und was bewirkt die goldene Farbe? Was assoziierst du mit Gold? Alle Bilder auf www.pixabay.com / unsplash.com Das Kunstwerk wirkt wie eine der Ikonen unserer modernen Welt: Produkte von Kommerz und Konsum, die alles dominieren – eine Kritik, die bereits in den 1980er Jahren zu hören war.Vielleicht lässt das Gold aber auch „[…] an den wahnsinnigen Kunstmarkt denken, der zu Beginn der 2000er Jahre gerade explodierte, was übrig blieb, war das begehrenswerte Konsumgut, der reine Warenfetisch“ (Achim Hochdörfer, Direktor des Museums Brandhorst).Aber wie wirkt es auf dich, schau dir den "Vintage Bomber" unbedingt unmittelbar im Museum Brandhorst an. Du kannst auch mit deiner Handykamera diesen Code scannen! Klicke HIER oder nutze den QR-Code und gib deine Antworten ein. Lade anschließend die Website neu. Ausblick: Kann aus weniger mehr werden?Wünscht ihr euch, dass unsere „Hülle“ zukünftig vielleicht keine so große Rolle mehr spielt und wir uns mehr durch unser Handeln auszeichnen, mit diesem identifizieren und stärker hinter die „Hüllen“ blicken? Vielleicht bringen der Klimawandel und der daraus notwendig werdende Verzicht, auch auf Fast Fashion, uns hier ja ein Stück weiter – eben „Vintage“ in future. Deine Meinung? Teile sie gerne mit uns auf Instagram oder Facebook und verwende den Hashtag #PopPunkPolitik! Alle Beiträge zu der Reihe PopPunkPolitik findet ihr HIER. Möchtest du weitere Informationen zu Pop.Punk.Politik und mitdiskutieren, dann gehe auf den gleichnamigen Blog der Münchner Stadtbibliothek oder #PopPunkPolitikUnd Lust auf ACTION?Kreative Anregungen zum zwei- und dreidimensionalen Gestalten oder zum Upcyceln findest du auf unseren ActioncARTs, eine Kooperation mit dem Museum Brandhorst: Dress up – nur Kleidung oder mehr? (deutsch /englisch)Ein spannendes Gespräch zum Vintage Bomber zwischen Katja Eichinger und der ehemaligen leitenden Kuratorin des Museums Patrizia Dander findest du HIER. Passende MPZ-Führung„Food for the mind“ – sehen, denken, diskutieren (MS ab Jgst. 8, RS ab Jgst. 8, GYM ab Jgst. 8,BS)Kunst ist politisch (MS, RS, GS ab Jgst. 3, GYM, Horte, BS)Kunst und Kommunikation (RS ab Jgst. 9, GYM ab Jgst. 9) Informationen zum MuseumDie Monacensia im Hildebrandhaus ist das literarische Gedächtnis der Stadt München. Neben dem Literaturarchiv der Stadt München ist hier eine Forschungsbibliothek zur Geschichte und zum kulturellen Leben Münchens untergebracht. Im Museum Brandhorst, einem Museum für Gegenwartskunst im Kunstareal, kannst du viele weitere spannende Kunstwerke entdecken. Schau unbedingt vorbei! Abbildungsnachweis Titelbild: Plakatmotiv zu Pop Punk Politik – die 1980er Jahre in München (Ausschnitt). © Monacensia im Hildebrandhaus und Edel-Punks auf dem Münchner Marienplatz, 1984. © Volker Derlath
Du kannst auch mit deiner Handykamera diesen Code scannen! Klicke HIER oder nutze den QR-Code und gib deine Antworten ein. Lade anschließend die Website neu. Pop war in den 1980er Jahren weit mehr als Mainstream-Musik und Punk mehr als grell gefärbte Irokesenfrisuren. Pop und die damit verbundene Jugendkultur verstand sich als unpolitischer, eher angepasster Gegenentwurf in politisch unruhigen Zeiten. Im Gegensatz dazu standen die eher auf Konfrontation ausgerichteten Punks, die allein schon durch ihre äußere Erscheinung und ihre Präsenz im Straßenbild provozierten. Wie „bunt“ Pop und Punk das gesellschaftliche Leben machten, das zeigte die Ausstellung „Pop Punk Politik – Die 1980er Jahre in München“ in der Monacensia im Hildebrandhaus.Die 80er Jahre waren ein Jahrzehnt vielfältiger Bewegungen und Gegenbewegungen zu einer „behaglichen“ bürgerlichen Welt und zu festgefahrenen politischen Ansichten. Sie waren eine Zeit gesellschaftlicher, politischer und sozialer Umbrüche. Diese hatten ihre Wurzeln oft schon in vorausgegangenen Jahrzehnten. Clara MacDonell, Mic Radio GIF, Bearbeitung: Museumspädagogisches Zentrum Das Eintreten für Frauenrechte, der Kampf für bezahlbaren Wohnraum oder gegen die Diskriminierung von Homosexuellen, gegen das Waldsterben, das Ozonloch und andere Gefahren durch Umweltzerstörungen, gegen das Wettrüsten der Supermächte und die atomare Bedrohung rückten damals ins Zentrum der öffentlichen Diskussion. Mit teils ungewöhnlichen Aktionen, Medien und Botschaften, die oft bewusst provozieren sollten, wurden Missstände offen beim Namen genannt. Das, was in den 80er Jahren angestoßen wurde, wirkt zum Teil bis heute nach. Vieles hat nach fast einem halben Jahrhundert gesellschaftliche Anerkennung gefunden. In vielerlei Hinsicht ist die Zeit der 80er Jahre mit der heutigen vergleichbar. Aus dem „no future“-Gefühl der jungen Generation entstanden neue Formen der Verweigerung, aber auch des offenen Protests, die eine ganz neue Dynamik gewannen.Die in den 70er und 80er Jahren immer deutlicher zutage tretenden Umweltschäden waren Anlass zur Gründung der „Grünen“. Heute engagieren sich viele Menschen für die Klimaschutzbewegung „Fridays for future“. Trat in den 80er Jahren Aids als neue gesundheitliche Bedrohung auf den Plan, so ist es aktuell Corona.Jedes Jahrzehnt reagiert mit Ideen, Bewegungen, Sub- und Jugendkulturen auf politische, gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Herausforderungen oder Missstände. Damals wie heute stehen dieselben Fragen im Vordergrund: © Museumspädagogisches Zentrum Diesen und weiteren Fragen nach Kontinuität zwischen damals und heute, nach Vergleichbarkeit, Veränderung und Verbesserung wollen wir in den folgenden Monaten in einem kleinen Experiment auf MPZ-digital nachgehen. Zentrale Inhalte und Objekte der Ausstellung „Pop Punk Politik“ in der Monacensia im Hildebrandhaus sollen dabei zeitgenössischen Kunstwerken aus dem Museum Brandhorst gegenübergestellt werden und miteinander in Kommunikation treten.Ist Kleidung … Links : Punks auf dem Münchner Marienplatz 1984 (Ausschnitt). © Volker Derlath; Rechts: Seth Price, Vintage Bomber, 2006, Vakuumgeformtes Polystyrol, 123,2 x 92,7 x 6,4 cm, Udo und Anette Brandhorst Sammlung, Foto: Ron Amstutz, Courtesy of the artist; Bearbeitung: GIF Museumspädagogisches Zentrum Deine Meinung? Teile sie gerne mit uns auf Instagram oder Facebook und verwende den Hashtag #PopPunkPolitik! Alle Beiträge zu der Reihe PopPunkPolitik findet ihr HIER. Passende MPZ-Führung„Food for the mind“ – sehen, denken, diskutieren (MS ab Jgst. 8, RS ab Jgst. 8, GYM ab Jgst. 8,BS)Kunst ist politisch (MS, RS, GS ab Jgst. 3, GYM, Horte, BS)Kunst und Kommunikation (RS ab Jgst. 9, GYM ab Jgst. 9) Informationen zum MuseumDie Monacensia im Hildebrandhaus ist das literarische Gedächtnis der Stadt München. Neben dem Literaturarchiv der Stadt München ist hier eine Forschungsbibliothek zur Geschichte und zum kulturellen Leben Münchens untergebracht. Buchtipps zur damaligen Ausstellung „Pop, Punk, Politik“ findest du auf dem Blog der Münchner Stadtbibliothek, hier kannst du auch eigene Büchertitel im Kommentarfeld eingeben, die zum Thema passen.Im Museum Brandhorst, einem Museum für Gegenwartskunst im Kunstareal, kannst du viele weitere spannende Kunstwerke entdecken. Schau unbedingt vorbei, auch online! Es besitzt übrigens auch die europaweit größte Sammlung des Pop Art-Künstlers Andy Warhol. Abbildungsnachweis Titelbild: Plakatmotiv zu Pop Punk Politik – die 1980er Jahre in München (Ausschnitt). © Monacensia im Hildebrandhaus
Stell dir vor, eine große politische Gefahr in Form einer Diktatur braut sich über deinem Land zusammen. Wie kannst du dich in dieser Situation verhalten? Mit welchen Mitteln könnten die Menschen gegen die Bedrohung ankämpfen? Vor diesen Fragen stand auch die Schauspielerin und Publizistin Erika Mann mit ihrem politischen Kabarett die „Pfeffermühle“. Post its: © Münchner Stadtbibliothek / Monacensia zur Ausstellung "Erika Mann // Kabarettistin // Kriegsreporterin // Politische Rednerin". Bearbeitung: Museumspädagogisches Zentrum Fühlst du dich durch diese Sätze angesprochen? Welche Gedanken und Empfindungen gehen dir beim Lesen durch den Kopf? Erika Mann, 1948. Foto: Florence Homolka.Quelle: Münchner Stadtbibliothek / Monacensia Die beiden Zitate stammen aus den Liedern Prinz von Lügenland und Kälte. Erika Mann hat diese Lieder für das Bühnenprogramm der „Pfeffermühle“ geschrieben. Die „Pfeffermühle“ war das erste Kabarett, das erste politische Theater, das von einer Frau geleitet wurde. Sie war verantwortlich für die Texte, die Aufführungen und die Organisation. Erika Mann erkannte seit den frühen 1930er Jahren in den Wahlerfolgen und dem wachsenden politischen Einfluss der Nationalsozialisten eine Gefahr für Deutschland. Ursprünglich nicht sonderlich politisch interessiert, wurde sie 1932 als Schauspielerin selbst zur Zielscheibe nationalsozialistischer Angriffe. Ab diesem Zeitpunkt kämpfte Erika Mann gegen Ungerechtigkeit und Hass. Seit Januar 1933 bezog sie mit der „Pfeffermühle“ erfolgreich Position gegen die Nationalsozialisten, bis im März die NSDAP endgültig die Macht in Deutschland übernahm. Kurz darauf emigrierte Erika Mann mit dem Ensemble der „Pfeffermühle“ in die Schweiz. Von Zürich aus gab die Gruppe über tausend Gastspiele in ganz Europa. Auf Druck der Nationalsozialisten wurde das Kabarett 1937 vom Kanton Zürich verboten. Erika Mann als Pierrot in der „Pfeffermühle“, 1934. Quelle: Münchner Stadtbibliothek / Monacensia In New York versuchte Erika Mann mit der „Pfeffermühle" einen Neustart, der allerdings misslang. Dennoch blieb sie eine Frau, die sich als Kriegsreporterin in Diensten der U.S. Army und als politische Rednerin und Publizistin stets gegen Ungerechtigkeit, Hass und Krieg einsetzte. Was meinst du, haben die beiden Zitate von Erika Mann aus dem Jahr 1934 auch heute noch Gültigkeit? Übrigens: Erika Mann ist die Tochter des berühmten Schriftstellers Thomas Mann, aber als diese wollten wir sie hier ganz bewusst nicht vorstellen. Eine Kurzbiografie zu Erika Mann findest du HIER. In diesem Videoausschnitt kannst du Erika Mann erleben, wie sie über die „Pfeffermühle“ berichtet. Passende MPZ-FührungenDer "Zauberer" und seine Kinder – Leben und Werk der Familie Mann (GS Jgst. 4, MS, RS, GYM, Horte)Verboten, verbrannt, vertrieben ... Münchner Schriftsteller im Exil (GS Jgst. 4, MS, RS, GYM, Horte) Informationen zum MuseumDie Monacensia im Hildebrandhaus, Literarturarchiv und Bibliothek, ist das literarische Gedächtnis der Stadt München, und bewahrt den umfangreichen schriftlichen Nachlass von Erika Mann. Die Wanderausstellung "Erika Mann // Kabarettistin // Kriegsreporterin // Politische Rednerin" der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia ist noch als Virtuelle Ausstellung auf dem Portal Künste im Exil der Deutschen Nationalbibliothek zu sehen. Abbildungsnachweis Titelbild: Florence Homolka, Ernest E. Gottlieb (Foto). Quelle: Münchner Stadtbibliothek / Monacensia. Collage Ingo Mesker (Ausschnitt) / Goethe-Institut Tschechien
Ein UFO in der Stadt? Auf der Wiese vor der Pinakothek der Moderne findest du das FUTURO – ein „Tiny House“, wie wir es heute nennen würden. Der finnische Architekt Matti Suuronen entwarf dieses mobile Kunststoffhaus ursprünglich als Skihütte, komplett ausgestattet mit Küche, Bad, Schlaf- und Wohnraum, und schnell elektrisch beheizbar. Kaum zu glauben, dass das FUTURO schon über 50 Jahre alt ist! Die Zukunftsvision für mobiles Wohnen, die Matti Suuronen hier in den 1960er Jahren verwirklichte, besitzt auch heute noch Aktualität! FUTURO ist seriell produzierbar, bietet funktionales und zugleich komfortables Wohnen auf einer Fläche von (nur) 25m², ist gut isoliert, und der Auf- oder Abbau aus 16 Bogensegmenten gelingt in nur zwei Tagen. Durch den Stahlrohrrahmen, auf dem das Kunststoffgehäuse aufliegt, ist es für jedes Gelände geeignet und hält sogar Erdbeben und Stürmen stand.Das Münchner FUTURO Haus, das du dir zu bestimmten Zeiten (wann genau, erfährst du HIER) auch von innen ansehen kannst, ist bis auf eine umlaufende Bank leer. Wie könnte eine nach heutigen Maßstäben zukunftsweisende Möblierung aussehen? Nachhaltigkeit ist das Thema unserer Zeit, und viele Designerinnen und Designer liefern hier spannende Ideen. Schau dir unsere Auswahl aus dem reichen Bestand der Neuen Sammlung – The Design Museum an. Schiebe den Regler unter dem Bild von links nach rechts und erfahre mehr zu diesen Objekten: Deine Meinung ist gefragt! Hast du andere Vorschläge oder Ideen für zukunftsweisende Produkte oder Themen, um die sich Designer*innen deiner Meinung nach kümmern sollten? Trage deine Ideen hier in unserer Wortwolke ein. Wenn Vorschläge öfter genannt werden, erscheinen sie entsprechend größer. Du kannst auch mit deiner Handykamera diesen Code scannen! Robotic und KI Ein spannendes Zukunftsthema ist auch die Robotic und die KI, die Künstliche Intelligenz. Dazu stellen wir dir den Roboterassistenten „GARMI“ vor, der an der Munich School of Robotics and Machine Intelligence (MSRM) der Technischen Universität München (TUM) entwickelt wurde. Diese fünf Bilder geben dir einen Einblick, wo GARMI überall eingesetzt wird: Wenn du mehr zu GARMI erfahren willst, schau dir diesen kurzen Film an. Softwaretools und Architektur Welchen Einfluss Computer auf unsere gebaute Umwelt – die Architektur also – haben, zeigte die Sonderausstellung Die Architekturmaschine des Architekturmuseums der TUM, die du auch online besuchen kannst. Computer werden für den Entwurf oder die Berechnung komplizierter Tragwerke genutzt. Sie sind aber auch ein Medium, um Entwürfe zu präsentieren, sie zu erklären und zu bewerben. Mehr dazu findest du HIER. Doch wo geht die Reise noch hin? Zeitreise Reise in die Zukunft und stell dir vor, dein Zuhause wäre mit nachhaltigen Möbeln ausgestattet. Und jetzt kommen noch digitale Medien und künstliche Intelligenz (KI) dazu: Du sitzt in deinem Zimmer und steuerst mit Sprache oder Gesten … Was würdest du dir wünschen? Einen Roboter, der dir Getränke bringt, während du Hausaufgaben machst? Urlaubsbilder, die an die Wand projiziert werden? Den Film deiner Wünsche oder das, was du für Schule, Berufsausbildung oder Studium lernen musst, aufbereitet als Augmented Reality (AR), als erweiterte Realität, die computergenerierte Informationen einblendet?Brauchst du dein Handy überhaupt noch? Und wie würde das die Ausstattung deines Zimmers verändern? Lass dich von Keiichi Matsudas Video Hyper-Reality inspirieren. Keiichi Matsuda, Hyper-Reality, 2016. © Keiichi Matsuda – zu sehen in der Sonderausstellung „Die Architekturmaschine“ des Architekturmuseums der TUM Begib dich in Gedanken auf die Straße und überleg dir, wie die Häuser aussehen würden, wären sie mit all den bunten Bildern deiner Vorstellungen überlagert. Zeichne ein Bild dieser Welt und teile es, wenn du magst, via Facebook oder Instagram. Verwende den Hashtag #MPZzukunft. Nachhaltigkeit Möchtest du mehr erfahren zum Thema Nachhaltigkeit? Dann kannst du dich hier über die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN informieren oder deinen ökologischen Fußabdruck bestimmen. Informationen zu StudiengängenInteressieren dich Design, Architektur, Robotic und KI? Dann informiere dich über Zugangsvoraussetzungen und Studiengänge an Universitäten und Hochschulen. Einige Beispiele erhältst du über diese Links:MSRM, Architektur Bachelore of Arts, Master Robotics, Cognition, Intelligence, Bachelor of Engineering - Robotik, Bachelor Architektur, Bachelor of Arts Design MPZ-Online-VeranstaltungMusPad: Nachhaltigkeit – unsere Spuren auf der Erde (BS, GYM, MS, RS)MusPad: Design – Form, Funktion, Fantasie, Future (GS ab Jgst. 3, MS, RS, GYM, BS) Passende MPZ-FührungenFokus Nachhaltigkeit: Designobjekte in der Diskussion (GS ab Jgst. 3, MS, RS, GYM, BS)Nachhaltig bauen (GS ab Jgst. 3, MS, RS, GYM, BS)Architekturmuseum aktuell (MS, RS, GS ab Jgst. 3, GYM, Horte, BS) Informationen zu den MuseenDie Neue Sammlung – The Design Museum präsentiert den neuen Ausstellungsbereich X-D-E-P-O-T seit September 2021 und zeigt von 16.07.2021 bis 18.09.2022 eine spannende Ausstellung zu KI und Robotic mit interaktivem Laboratorium in der Pinakothek der Moderne.Das Architekturmuseum der TUM hat eine umfangreiche Sammlung zur Architektur vom 16. Jahrhundert bis heute. Die Ausstellungen zu wechselnden Themen werden jeweils in der Pinakothek der Moderne präsentiert. Abbildungsnachweis Titelbild: Matti Suuronen, FUTURO Haus (Ausschnitt), 1965/68. © Die Neue Sammlung – The Design Museum, Foto: A. Laurenzo
Was wäre unsere Kleidung ohne farbige Drucke und Muster? Ganz schön langweilig, oder? Die bunte Welt der Muster! Baumwollpiquékleid mit Petticoat aus den 1960er Jahren. © Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim) Im Staatlichen Textil- und Industriemuseum Augsburg – kurz tim - wimmelt es nur so von bunten Mustern und bunt bedruckten Stoffen!Auf diesem Kleid aus den 1960er Jahren blüht beispielsweise eine ganze Blumenwiese aus roten und schwarzen Blütenranken.Das Kleid ist schon über 60 Jahre alt und stammt aus der sogenannten „Wirtschaftswunderzeit“. Das ist die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Den Menschen in Deutschland ging es wieder besser, sie hatten nach den harten Kriegsjahren ein großes Nachholbedürfnis. – Auch in der Mode.Die Stoffe aus dieser Zeit waren kunterbunt und voller üppiger Muster. Der Pariser Designer Christian Dior erfand in den 1950er Jahren den sogenannten "New Look", was übersetzt „Neues Aussehen“ bedeutet. Die Damen trugen glockenförmige, wadenlange Röcke aus fließenden Stoffen und mit einer “Wespentaille". Diese ist wirklich nach der Wespe benannt, die eine extrem schmale Taille hat.Unter den Röcken trugen die Damen Petticoats aus Tüll. Diese bunten Unterröcke ließen die Kleider noch glockenförmiger aussehen. Muster Muster Muster! Blätter, Blumen, Kringel, Kreise, Quadrate, Vierecke und Rauten, sogar ganze Obstkörbe oder wilde Tiere gibt es auf den bunten Textilien im tim zu entdecken.Besonders viele Muster findest du in unserer „Schatzkammer“. Dort liegen über 500 Musterbücher. Darin stehen keine Geschichten zum Vorlesen. Die Bücher sind über und über mit kleinen Musterstücken aus einer ehemaligen Augsburger Stoffdruckerei beklebt.Über 1,5 Millionen verschiedene Muster aus 250 Jahren gibt es hier zu bestaunen. Musterbuch aus einer ehemaligen Augsburger Stoffdruckerei. © Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim) Wenn du mal hier im tim bist, dann kannst du selbst zum Designer werden und diese Muster zum Leben erwecken. Mit Hilfe eines Computers überträgts du die Muster auf unsere Grazien – das sind über vier Meter hohe Damenfiguren, die dann jeweils das Muster anziehen, das du an einem Touchscreen ausgewählt hast. Digitale Muster auf über vier Meter hohen Grazien (Damenfiguren) in der Dauerausstellung des tim. © Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim) Vielleicht hast du jetzt Lust bekommen, auch ein Muster zu entwerfen? Hier kannst du dich austoben! Kreative Anregungen und Hintergrundinformationen Willst du wissen, wie Muster auf Stoffe kommen? Oder möchtest du vielleicht sogar selbst ein paar Muster entwerfen? Dann hol dir das neue Mitmach-Heft „Mit Fussel durch das tim“! Es hält für dich auch viele weitere Rätsel und Geschichten rund um Textilien, Kleidung und Mode bereit.Auch in unserer aktuellen Sonderausstellung mit dem Titel „Amish Quilts meet Modern Art“ haben sich viele Muster versteckt. Wenn du ganz genau hinschaust, dann kannst du in den farbenfrohen Quilts eine Menge solcher Strukturen entdecken! Quilts sind bunte Bettdecken, die in der Ausstellung nicht auf dem Bett liegen, sondern als Kunstwerke an der Wand hängen. In einem spannenden Entdecker-Video kannst du dich auf eine faszinierende Reise durch die Sonderausstellung im tim begeben. HIER erfährst du unter anderem, wer die Amish People sind und was gemusterte Bettdecken mit zeitgenössischer Kunst zu tun haben. Informationen zum MuseumWeitere Informationen zum tim und seinen Vermittlungsangeboten findest du HIER. Für diejenigen, die das tim gerne digital erkunden möchten, steht ein Audioguide mit spannenden Textilgeschichten bereit, die Augsburger Schülerinnen und Schüler entwickelt haben. Abbildungsnachweis Titelbild: Zwei Stoffmusterbücher aus einer ehemaligen Augsburger Stoffdruckerei. © Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim)
Weißt du, was ein „Sprachkünstler“ ist? Und kannst du dir vorstellen, wie man einer wird? Wir stellen dir hier einen berühmten Künstler vor, der mit Sprache regelrecht jonglierte und dadurch die Menschen zum Lachen brachte: Karl Valentin. Er kam 1882 in München auf die Welt und hieß eigentlich Valentin Ludwig Fey. Die ersten Schritte hin zu seiner Karriere als Humorist, Komiker und Stückeschreiber, wie er sich selbst nannte, beschreibt Karl Valentin so: „Falk und Fey, Möbeltransportgeschäft in der Münchner Vorstadt Au, Entenbachstraße 63 im ersten Stock links, dort erblickte ich, Valentin Ludwig Fey, das Licht der Welt. Mit vier Jahren absolvierte ich den Kindergarten, mit sechs Jahren steckte man mich widerspenstig in die Volksschule an der Klenzestraße. Meine Schulzeit war für mich eine siebenjährige Zuchthausstrafe, so gern ging ich in die Schule. Hierauf kam ich in die Lehre, in die Möbelschreinerei von Jos. Hauhuber in Haidhausen, und hobelte, sägte, leimte, nagelte – bis ich Geselle wurde. Als solcher verdiente ich mir dann fünf Jahre lang wöchentlich 20 bis 25 Mark. Nachdem ich auch noch bei verschiedenen anderen Münchner Schreinermeistern Gastspiele gegeben habe, entwendete ich bei dem letzten Meister einen Nagel, schlug ihn in die Wand und hing an demselben das goldene Handwerk der Schreiner für immer auf.“ Karl Valentin bei Tonaufnahmen, © Valentin-Karlstadt-Musäum Bei Valentins Humor fällt besonders auf, dass er genau auf das hört, was die Menschen sagen. Er nimmt die Sätze auseinander, zerlegt sie in einzelne Wörter und nimmt dann jedes Wort für sich in seiner Bedeutung wörtlich. Damit will er uns darauf hinweisen, welchen Unsinn die Menschen im Alltag oft von sich geben. Karl Valentins erstes sehr erfolgreiches Stück heißt „Das Aquarium“ und entstand im Jahr 1907. Hör es dir einmal an, dann bekommst du einen Eindruck davon, wie sein Humor und sein „Sprachwitz“ funktionieren. Klick einfach rein: In dieser Podcast-Reihe des Bayerischen Rundfunks findest du eine Menge weiterer Beispiele seiner Kunst. Informationen zum MuseumMöchtest du mehr über Karl Valentin erfahren, dann besuche doch das ganz besondere Musäum an einem ganz besonderen Ort, nämlich im taubenumflatterten Turm des Isartors. Dort kannst du sogar den Nagel entdecken, an den Karl Valentin seinen Schreinerberuf hängte. Abbildungsnachweis Titelbild: © Valentin-Karlstadt-Musäum
Hand aufs Herz: Hast du schon einmal blau gemacht? Oder dich mit fremden Federn geschmückt? Hast du es vielleicht sogar faustdick hinter den Ohren? – Und wenn schon… – das ist doch kein Beinbruch! Immer schön den Ball flach halten – alles im grünen Bereich. Mit dir kann man bestimmt Pferde stehlen. Jetzt haben wir dich so richtig mit Redewendungen überschüttet. In unserer Sprache – wie auch in den meisten anderen – gibt es viele solche feststehenden Ausdrücke und Wortverbindungen, die man nicht immer wörtlich nehmen sollte. Kaum jemand wird schon einmal einen echten Frosch im Hals gehabt haben. Aber eine heisere, raue Stimme hatte jeder schon mal. Und vermutlich hast du auch schon deine Hand für jemanden ins Feuer gelegt. Doch du hast dir dabei hoffentlich keine Verbrennungen zugezogen! Bei vielen Ausdrücken, die du ständig und ganz selbstverständlich gebrauchst, weißt du vielleicht auch nicht, woher sie eigentlich kommen. Wir nehmen hier ein paar von ihnen genauer unter die Lupe, die sich rund um Fahrzeuge und Transportmittel drehen. Wenn wir eine Redewendung verstehen möchten, genügt es nicht, die Bedeutung jedes einzelnen Wortes zu kennen. Wir müssen wissen, was der gesamte Ausdruck im übertragenen Sinn bedeutet. Viele deutsche Redewendungen haben wir irgendwann „ganz nebenbei“ kennen gelernt. Für Menschen, die mit einer anderen Sprache aufgewachsen sind, ist es dagegen oft extrem schwierig, diese Ausdrücke zu verstehen. Denn jede Sprache hat ihre eigenen Redewendungen. Im englischen Sprachraum regnet es zum Beispiel Katzen und Hunde, im Deutschen sprechen wir von „Sauwetter“. Viele Redensarten klingen bestimmt sehr lustig und komisch, wenn man ihre übertragene Bedeutung nicht kennt. Wie findest du etwa die Vorstellung, dass ein Hund in einer Pfanne verrückt wird oder du Flöhe husten hörst? Mehr aus unserer Reihe Sprache verbindet Passende Beiträge auf Xponat Kutsche, Fahrrad, Auto Passende MPZ-FührungenKutsche, Auto oder Fahrrad – Mobilität früher und heute (GS, FöS, Horte)Technik macht Geschichte (GYM bis Jgst. 8, RS bis Jgst. 9)Programm für Deutschklassen: Unterwegs in der Stadt (BIK, BS, DK BS, Deutschklasse GS, Deutschklasse MS) Informationen zum MuseumIm Verkehrszentrum des Deutschen Museums warten noch viele weitere Fahrzeuge auf dich, zu denen dir bestimmt auch Redewendungen einfallen. Also gib Gas und drück auf die Tube! Abbildungsnachweis Titelbild: Opel Laubfrosch. © Deutsches Museum, München, Archiv, CD_L6361-075
Migration bewegt die Stadt – Perspektiven wechseln München ist eine Einwanderungsstadt. Seit Jahrhunderten zieht es Menschen aus verschiedenen Gründen hierher. Heute haben mehr als 40% der Münchner*innen Migrationshintergrund. Das heißt, sie oder mindestens ein Elternteil wurde nicht in Deutschland geboren. All diese Menschen prägten und prägen unsere Stadt: die Architektur und Politik, das gesellschaftliche Leben und vieles mehr. Seit 2015 erforschen das Münchner Stadtmuseum und das Stadtarchiv München gemeinsam die Migration in der bayerischen Landeshauptstadt früher und heute. Im Rahmen dieses Projekts haben viele Münchner*innen dem Museum persönliche Erinnerungsstücke überlassen, die aus ihrem Leben und von ihrem Ankommen in München erzählen. Diese Objekte sind jetzt unter dem Motto „Migration bewegt die Stadt. Perspektiven wechseln“ in die Dauerausstellung „Typisch München!“ im Münchner Stadtmuseum integriert worden. Teilweise fügen sie sich nahtlos in die Erzählung der Ausstellung ein, an manchen Stellen sorgen sie aber auch für Überraschungen. Auf jeden Fall kann man deutlich erkennen, dass Migration das Leben in München seit den Anfängen der Stadt im Mittelalter bis heute prägt und bereichert. Die folgenden Erinnerungsstücke verraten uns etwas über Träume, Erwartungen und Erfahrungen von Menschen, die aus dem Ausland nach München gekommen sind. Sie erklären zum Beispiel, warum sich Leute auf den Weg hierher gemacht haben ... Schiebe den Regler unter dem Bild langsam von links nach rechts. Hast du besondere Wünsche und Erwartungen an deinen Wohnort – hier oder anderswo? Freiheit, Demokratie, Sicherheit, Gesundheit, genug Platz zum Wohnen (und Spielen), … Sicher bekommst du weitere Ideen und Anregungen, wenn du dir die Ausstellung „Typisch München!“ im Stadtmuseum einmal selbst ansiehst. Mehr aus unserer Reihe Vielfalt entdecken … Passende MPZ-Führung und Workshop zur Interventionsausstellung „Migration bewegt die Stadt. Perspektiven wechseln“Check mal deine Privilegien! - Politische Bildung im Museum (für GS ab Jgst. 3, BIK, BS, Deutschklassen GS und MS, GYM, MS, RS) Informationen zum MuseumDie Ausstellungen des Münchner Stadtmuseums sind aufgrund der Generalsanierung aktuell geschlossen. Im digitalen Rundgang „Typisch München“ im Münchner Stadtmuseum erfährst du mehr über das historische München während der letzten Jahrhunderte. Abbildungsnachweis Titelbild: Plakat "Welcome to Munich Willkommen in München مرحبا بكم في ميونيخ", Handschrift rot-grün-blau auf weißem Hintergrund (Ausschnitt). © Münchner Stadtmuseum, Foto: Gunther Adler
Inspirationsquelle: Lampen von Ingo Maurer in der Neuen Sammlung – The Design Museum, Pinakothek der Moderne Heute lassen wir uns von ungewöhnlichen, oft auch lustigen Lampen von Ingo Maurer inspirieren. Die Neue Sammlung – The Design Museum in der Pinakothek der Moderne zeigt einige seiner Lampen in ihrer Dauerausstellung und im neu eröffneten Schaudepot X-D-E-P-O-T. Ingo Maurer war Lichtgestalter – alles, was mit Licht zu tun hat, faszinierte ihn. Oft gaben ihm ungewöhnliche Materialien oder irgendetwas, das ihm in seinem Alltag begegnete, Ideen für neue Lampen. Ingo Maurer, Lucellino Wall, 1992. Foto: Judith Schenk Seine Lampe Lucellino ist ein gutes Beispiel dafür, wie Ingo Maurer Lampen gestaltet. Er verwendet eine energiesparende LED in Form der alten Glühbirne, die ursprünglich sein Lieblings-Leuchtmittel war. An der Fassung befestigt er zwei weiße Flügelchen. Woran denkst du, wenn du diese Lampen anschaust? Ingo Maurer will ein Spiel mit Gedanken, Erinnerungen und Bildern bei uns auslösen. Auch der lautmalerische Name Lucellino, ein Wortspiel aus "luce" (italienisch: Licht) und "uccellino" (italienisch: Vögelchen) ist dafür wichtig. Links: Dagmar Mombach, Ingo Maurer + Team, MaMo Nouchies. Ysmen, 1998. Foto: Judith Schenk; Mitte: Dagmar Mombach, Ingo Maurer + Team, MaMo Nouchies. Poul Poul, 1998. Foto: Judith Schenk; Rechts: Ingo Maurer, One from the Heart, 1989. Foto: Judith Schenk Diese linken beiden Lampen zeigen Ingo Maurers Begeisterung für das Material Papier. Für die „MaMo Nouchies“, zu denen auch „Ysmen“ und "Poul Poul" gehören, wird ein spezielles, eng gerafftes Japanpapier verwendet, das sich ganz unterschiedlich formen lässt. Die Idee zur rechten Lampe kam Ingo Maurer als er den Musicalfilm „One from the Heart“ von Francis Ford Coppola sah. Ingo Maurer hat sich seine Ideen oft aus dem Alltag, manchmal aus einem Film oder einem Buch geholt. Er experimentierte gerne mit unterschiedlichen Materialien, hier zum Beispiel mit einer roten Kunststofffolie. Gestalte Deine eigene Lampe wie Ingo Maurer! Schau dir alle Lampen in deiner Wohnung an und wähle eine für dein Lampen-Upcycling aus. Achte darauf, dass es eine Energiesparlampe ist, die wenig Wärme entwickelt, damit sich deine verwendeten Materialien nicht entzünden. (Liebe Kinder: Fragt unbedingt eure Eltern, welche Lampe ihr verwenden dürft!) Bevor du beginnst, schalte die Lampe aus und ziehe den Stecker. Schau dir die Form der Lampe oder des Lampenschirms genau an. Bringt dich die Form auf eine Idee? Zu welchem Ding, welcher Figur, welchem Tier könntest du deine Lampe verändern? Lass dich wie Ingo Maurer von den eigenen Interessen anregen und probiere unterschiedliche Materialien aus. Und vergiss nicht, dir einen Namen für die Lampe auszudenken! Schau dir doch auch einmal die Lampen-Upcycling-Ideen von Andrea, Rosalie und Susanne an. Anregungen für Materialien und Werkzeuge: zum Beispiel Papiere, Zeitungen, Zeitschriften, Verpackungsmaterial, Folien, Backpapier, Wattepads, Bänder, Dekomaterial, das du in deiner Wohnung findest, Gummiringe, Schere, Kleber, Draht und Kombizange, Tacker, Locher oder was dir sonst noch einfällt. Die hohe, rechteckige Form der Tischlampe hat Andrea auf die Idee gebracht, mit Zeitungspapier und Wattepads einen "Wolkenkratzer" zu gestalten. Lampe „Wolkenkratzer“ mit Fotos des Prozesses. © Museumspädagogisches Zentrum, Foto: Andrea Feuchtmayr Für Rosalie hat sich in der Form ihrer Schreibtischlampe ein Tier versteckt und so ist mit zwei Zeitungspapier-Öhrchen „SchnuppSchnupp“ entstanden. Lampe "SchnuppSchnupp" mit Foto des Prozesses. © Museumspädagogisches Zentrum, Foto: Rosalie Werkmeister In diesem Video siehst du die Idee von Susanne für eine Wandlampe aus geöltem, altem Packpapier. Diese erinnerte sie an einen schwingenden Rock. Mit Wimpern aus Joghurtbecherstreifen wurde sie zu "RocknRoll". Wandlampe aus geöltem Packpapier. © Museumspädagogisches Zentrum, Foto: Lea Becker Filmische Anleitung. © Museumspädagogisches Zentrum, Film: Lea Becker Zeig uns deine persönliche Designer-Lampe! Teile sie auf Facebook oder Instagram und verwende den Hashtag #MPZupcycling. Mehr aus unserer Reihe "Upcycling! Mode – Kunst – Design – Musik" MPZ-AlbumDu hast noch nicht genug? HIER haben wir noch etwas für dich, um dein Lampendesign fortzusetzen. Passende Beiträge auf XponatLeuchte, Konstruktion, Titel finden Passende MPZ-FührungenTechnik und Design (für BS, GYM, MS, RS)Programm für Deutschklassen: Mixer, Lampe, Radio - Elektrogeräte und Technik im Designmuseum Informationen zu den MuseenEinige Lampen von Ingo Maurer befinden sich in Der Neuen Sammlung – The Design Museum, Pinakothek der Moderne. Auf der Internetseite des Museums kannst du dich über die Ausstellung von Ingo Maurer informieren und einmal schauen, was es sonst noch in diesem Museum zu sehen gibt.Wichtige Informationen für derzeitige Museumsbesuche Abbildungsnachweis Titelbild: links: Ingo Maurer, Lucellino Wall, 1992. Foto: Judith Schenk; rechts: Lampe „Wolkenkratzer“. © Museumspädagogisches Zentrum, Foto: Andrea Feuchtmayr
Der Lichtgestalter Ingo Maurer entwarf viele ungewöhnliche, oft auch lustige Lampen. Einige seiner Lampen kannst du dir in Der Neuen Sammlung – The Design Museum in der Pinakothek der Moderne ansehen. Humorvoll und kreativ wie Ingo Maurer war, lieferten ihm häufig Dinge oder Erlebnisse aus seinem Alltag Ideen für neue Leuchten. Er experimentierte außerdem gerne mit verschiedenen Materialien und neuen Techniken. Immer wieder kehrte er aber auch zur alten Glühbirne zurück, die ihn in ihrer perfekten Form ganz besonders faszinierte. Mit zwei weißen Flügelchen ausgestattet, verwandelt sie sich hier in ein verspieltes "Lucellino", das bei uns gleich Bilder, Gedanken oder vielleicht sogar Geschichten entstehen lässt. Ganz wichtig ist dabei immer der Name, der diese Leuchte auch lautmalerisch „beflügelt“, hier ein Wortspiel aus „luce“ (italienisch: Licht) und „uccellino“ (italienisch: Vögelchen). Ingo Maurer, Lucellino Wall, 1992. Foto: Judith Schenk Lass dich jetzt von Ingo Maurer inspirieren und beginne wie er mit einer Glühbirne, um eine ganz eigene Glühbirnen-Collage zu erfinden! Zeichne eine 5 bis 6 cm große Glühbirne, schneide sie aus und lege sie zum Beispiel auf eine DIN A5 Seite (passend zum MPZ-Album): senkrecht, waagrecht oder diagonal. Was könnte entstehen, wenn du diese Glühbirne mit weiteren ausgeschnittenen Elementen kombinierst. Experimentiere mit Materialien, Farben und Strukturen und entwirf ein Design für eine einzigartige Lampe! Klebe alles auf und gib deiner Glühbirnenlampe einen Namen! Du brauchst: PapierBleistift, BuntstifteSchereKleberEvtl. TackerMaterial für deine Collage, z.B. Zeitschriften oder Zeitungen, Einwickelpapiere von Schokolade u.Ä., Folien, Wollreste… Luce Ballone, Bella Luce und Lucalamaro. © Museumspädagogisches Zentrum, Foto: Andrea Feuchtmayr Passende MPZ-FührungenTechnik und Design (für BS, GYM, MS, RS)Programm für Deutschklassen: Mixer, Lampe, Radio - Elektrogeräte und Technik im Designmuseum Informationen zum Museum Einige Lampen von Ingo Maurer kannst du in Der Neuen Sammlung – The Design Museum, Pinakothek der Moderne, entdecken. Auf der Internetseite des Museums kannst du einmal schauen, was es sonst noch in diesem Museum zu sehen gibt. Abbildungsnachweis Titelbild: © Museumspädagogisches Zentrum, Foto: Andrea Feuchtmayr