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Zärtlichkeit

Botschaften im öffentlichen Raum

„Rettet die Zärtlichkeit“

Eine kahle Betonwand. Es regnet. Am Bildrand steht ein Mann mit Regenschirm. In Sprühschrift der Schriftzug „Rettet die Zärtlichkeit“.

Was könnte der/die Sprayer*in damals gemeint haben?

Wie wirkt das Foto aus dem Jahr 1982 auf dich? Ist der Schriftzug auch heute noch oder wieder aktuell? Bleibt die Zärtlichkeit – in diesen Zeiten der geforderten körperlichen Distanz und der Isolation von vielen Menschen – auf der Strecke? Wofür lohnt es sich die Zärtlichkeit zu retten? Braucht es sie umso mehr in dieser angespannten Zeit?

In den 1980er Jahren wurden Sprühdosen als Schreibwerkzeug und Gestaltungsmittel für den öffentlichen Raum zunehmend beliebter. Die Sicherheitsbehörden reagierten hart – bereits der Besitz von Dosen machte Jugendliche verdächtig. Doch die Durchsetzungskraft war nicht mehr aufzuhalten.

In dem kurzen Video der Münchner Stadtbibliothek blickt der Theaterautor Jan Geiger auf die Zärtlichkeit.

Eine weitere Sprühschrift aus den 80er Jahren hat bis heute auch nichts von ihrer Aktualität verloren:

Klima
Volker Derlath, Sprüherei Alabama-Gelände 1986. © Volker Derlath

Standen damals das Waldsterben, die Schwefeldioxidbelastung und die Anti-Atomkraft-Bewegung im Fokus, so ist heute der zu stoppende Klimawandel das globale Anliegen.

Volkszählung
Volker Derlath, Aktion gegen die Volkszählung in München 1986. © Volker Derlath

Die Volkszählung von 1986, die die Einwohner*innen Deutschlands verpflichtete, eine Vielzahl persönlicher Daten preiszugeben, sorgte bundesweit für Besorgnis! Der Datenschutz war in Gefahr – heute wieder ein hochsensibles Thema, das sich lediglich auf andere Gebiete verlagert hat.

Auch Künstler*innen hinterlassen Botschaften im öffentlichen Raum. Fällt dir jemand ein?

Haring
Keith Haring, Untitled (Subway Drawing), 1983, Udo und Anette Brandhorst Sammlung, Foto: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München, Keith Haring artwork © Keith Haring Foundation

Nur durch Umrisslinien definierte Wesen, ohne Gesicht, Geschlecht oder Kleidung, in Bewegung, tanzend? Zwei umrahmte Szenen, übereinander, dazwischen eine Art Laufband mit einem wiederkehrenden Motiv …

Diesmal bleiben wir – beim „Sprung“ ins Museum Brandhorst – in den 80er Jahren!

Wie kommt ein Künstler darauf, seine Zeichnungen im öffentlichen Raum festzuhalten?

„Für mich besteht kein Unterschied zwischen einer Zeichnung, die ich in der U-Bahn mache, oder einer, die für Tausende von Dollar in einer Galerie verkauft wird. Es gibt eindeutige Unterschiede im Kontext und im Medium, aber die Intention ist dieselbe.“ (Keith Haring)

Bist du derselben Meinung?

KEITH HARING (1958-1990) wollte mit den Menschen kommunizieren und nutzte den öffentlichen Raum als Galerie. Eines Tages entdeckte er in der New Yorker U-Bahn leere schwarze Flächen für Werbeplakate – ein idealer Ort, um seine Botschaften mit allen Menschen zu teilen, sie für alle zugänglich zu machen. Dieser demokratische Ansatz war ihm sehr wichtig, denn Kunst sei für jeden da! „Wie kaum ein anderer schaffte er es, die Brücke zu schlagen zwischen Kunstszene und Subkultur, zwischen breitem Publikum und Expertinnen und Experten.“ (Museum Brandhorst)

Meist ohne abzusetzen, schuf er Zeichnungen in einer ganz eigenen wiedererkennbaren Bild- und Symbolsprache, einer universalen Sprache – über kulturelle und soziale Grenzen hinweg. Zudem gab er diesen Werken keine Titel, um eine Vielfalt an Deutungen zuzulassen, nach dem Motto: „Schau selbst, mach dir deine eigenen Gedanken!“

„Die Wirklichkeit der Kunst beginnt in den Augen des Betrachters und erlangt Kraft durch Fantasie, Erfindungsgabe und Konfrontation.“ (Keith Haring)

Schnell oder langsam?

Da es natürlich nicht erlaubt ist, Flächen im öffentlichen Raum zu „beschmieren“, war Keith Haring gezwungen, zügig zu malen. Trotzdem wurde er mehrmals festgenommen und sogar in Handschellen abgeführt. Aber das schnelle Arbeiten entsprach sicherlich auch seinem Wesen. Manchmal entstanden pro Tag bis zu 40 dieser U-Bahn-Zeichnungen.

Faszinierend, ihm zuzusehen! Vielleicht findest du hierzu ein Video im Netz! Schau mal z. B. HIER.

Keith Haring, Untitled (Subway Drawing), 1983, Kreide auf Papier, Original U-Bahn-Rahmen aus glasfaserverstärktem Kunststoff, Udo und Anette Brandhorst Sammlung, Foto: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München, Keith Haring artwork © Keith Haring Foundation

„The man who wasn´t there“ – ziemlich passend, oder? Ob sich Haring ganz bewusst den Platz neben diesem Kinoplakat ausgesucht hat? Als eine Art „Ghostartist“?

Und womit …

„Da sie so empfindlich waren, rührten die Leute sie nicht an, sie respektierten sie; sie radierten sie nicht weg oder zerstörten sie. Das verlieh ihnen diese ganz eigene Kraft. Es war dieses kreideweiße, fragile Etwas inmitten all dieser Kraft und Spannung und Gewalt, die von der Subway ausgeht.“ (Keith Haring)

Experimentiere selbst mit verschiedenen Malwerkzeugen und Materialien: Kreide, Bleistift, Farbstift, Edding, flüssige Farbe …, weiß auf schwarz, schwarz auf weiß, einfarbig, bunt, zart, fett, auf Papier, Pappe, Holz, Kunststoff … Wie verändert sich die Wirkung?

Was macht seine Bildsprache so einzigartig und unverwechselbar?

© Museumspädagogisches Zentrum

Schau selbst: Die fortlaufenden Linien, die Rahmen, die Bewegungsstriche, die wiederkehrenden Motive wie krabbelnde Babys, geschlechtslose, interagierende, tanzende Menschen …? Für was könnten sie stehen?

Keith Haring – ein politischer Aktivist

Seine Bildsprache wirkt auf den ersten Blick unbekümmert und fröhlich. Tatsächlich war er aber ein durch und durch politischer Mensch, der sich in seinem Schaffen für die Menschen und ihre Umwelt und gegen jede Art von Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und Diskriminierung einsetzte; ein politischer Aktivist, der sich für den Frieden und ein tolerantes Miteinander engagierte: Botschaften aktueller denn je?

Mehr hierzu im nächsten Beitrag zu POP PUNK POLITIK!

Botschaften im öffentlichen Raum

Es gibt es viele: Sprühschriften, Graffitis, Statements, freihändig oder mit Schablonen gesprüht, oder einfach nur diverse Aufkleber. Welche Botschaften entdeckst du im öffentlichen Raum?

Bilder: Aktuelle Botschaften im öffentlichen Raum © Katharina Schweigart, Bearbeitung Gif: Museumspädagogisches Zentrum

Und was empört dich? Worauf möchtest du die Menschen aufmerksam machen? Welche Botschaften möchtest du mit der Welt teilen?

Denke dir ein eigenes Meme aus und teile es mit uns auf Instagram oder Facebook und verwende den Hashtag #PopPunkPolitik!

Deine Meinung? Teile sie gerne mit uns auf Instagram oder Facebook und verwende den Hashtag #PopPunkPolitik!

Alle Beiträge zu der Reihe PopPunkPolitik findet ihr HIER.

Und Lust auf ACTION?
Kreative Anregungen zum Denken, Diskutieren und kreativen Gestalten findest du auf unseren ActioncARTS, eine Kooperation mit dem Museum Brandhorst:
Ohne Worte kommunizieren (deutsch / englisch)
Urban und öffentlich (deutsch / englisch)

Passender Beitrag auf Xponat
Ohne Worte kommunizieren

Passende MPZ-Führung
„Food for the mind“ – sehen, denken, diskutieren (MS ab Jgst. 8, RS ab Jgst. 8, GYM ab Jgst. 8,BS)
Kunst und Kommunikation (RS ab Jgst. 9, GYM ab Jgst. 9)
Mittelschulprogramm: Was macht zeitgenössische Kunst … und was hat das mit mir zu tun? (MS)
Vielfalt entdecken – Die (Kunst-)Welt ist bunt! Mit dem MPZ gegen Fremdenfeindlichkeit! (MS; RS, FöS, GS ab Jgst. 3, GYM, Horte, Inklusionsklassen, BS)

Informationen zu den Museen
Weitere „Botschaften“ aus dem öffentlichen Raum findest Du im Museum Brandhorst und seiner einzigartigen Sammlung von Kunstwerken ab Ende der 50er Jahre bis heute sowie in der Ausstellung #PopPunkPolitik der Monacensia im Hildebrandhaus, dem literarischen Gedächtnis der Stadt München. Die Artikel-Serie zu #PopPunkPolitik verlängert die Ausstellung in den digitalen Raum hinein und vertieft Themen der 1980er Jahre aus literarischer und heutiger Perspektive.

Abbildungsnachweis Titelbild: Plakatmotiv zu Pop Punk Politik – die 1980er Jahre in München (Ausschnitt). © Monacensia im Hildebrandhaus und Volker Derlath, Rettet die Zärtlichkeit (Ausschnitt). © Volker Derlath

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