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Mimik

Mit Tricks gefilmt – der Film

Wenn du einen Film machen möchtest, hast du jede Menge Möglichkeiten: Du kannst mit einem Handy, Tablet oder Laptop filmen, mit einer Videokamera oder einer normalen Digitalkamera, die eine Filmfunktion hat …

Vor ungefähr 100 Jahren, als Karl Valentin seine Filme – damals noch ohne Ton – aufnahm, gab es noch nicht so viele Möglichkeiten. Doch die Grundbedingungen waren dieselben: Wer einen Film drehen will, braucht eine Story, eine Kulisse und mindestens eine*n Darsteller*in – eine*n Schauspieler*in, eine Puppe oder eine beliebige andere Figur.

Am Beispiel von Karl Valentin wollen wir uns einmal ansehen, wie aus diesen Elementen ein Film entstehen kann.

Alles aus einer Perspektive: Karl Valentin im Homeoffice

Momentan sind viele von uns im Homeschooling oder im Homeoffice. Einer, der mit Sicherheit die alltäglichen Probleme und Ärgernisse beim Lernen oder Arbeiten von zu Hause aus mit wenig Mitteln und doch sehr eindrucksvoll hätte darstellen können, ist Karl Valentin.

Der Münchner Humorist, Komiker und Stückeschreiber war unter anderem ein Pionier der Filmkunst. Seine ersten Filme entstanden in der Zeit des Stummfilms. Darin gelingt es ihm, durch seine schlaksige Figur wie eine lebendige Karikatur aufzutreten und im Stil des Slapsticks komische Situationen zu schaffen. Oft zeigen seine Filme die Tücken des Alltags oder drehen sich um ganz gewöhnliche Gegenstände. Seine Figuren schrammen auf fast schon tragische Weise meist nur knapp an großen Katastrophen vorbei.

Ein Beispiel für einen frühen Film Karl Valentins ist der Einakter „Der neue Schreibtisch“. Dieser ca. 1913 entstandene Film ist Valentins erste Atelierproduktion. Eingerahmt von zwei Straßenszenen spielt die Haupthandlung an nur einem Schauplatz: in einer Schreibstube. Hier tritt Karl Valentin als eine Art Sekretär oder Schreiber mit Federkiel hinter dem Ohr auf.

Doch um wirklich mit der Schreibarbeit anfangen zu können – um quasi im Homeoffice durchzustarten -, fehlen Karl Valentin noch der richtige Schreibtisch und ein passender Stuhl, die aber gerade geliefert werden.

Ob Karl Valentin im Homeoffice glücklich wird, und ob du seine Gefühle und Gedanken auch ohne Ton verstehst, kannst du hier selbst testen:

Du siehst: Die komplette Szene ist mit einer fest montierten Kamera aus nur einer Perspektive aufgenommen. So kannst du auch filmen: Du musst nur deine Kamera in einer festen Position halten, z.B. mithilfe eines Stativs. Oder du klebst dein Handy mit einem Klebestreifen auf einem nicht beweglichen Untergrund waagrecht oder senkrecht fest.

Kein Ton – und trotzdem deutlich!

Ist es nicht toll, wie es Karl Valentin schafft, mit ganz wenigen Requisiten so viele komische Effekte zu erzielen – durch seine Bewegungen, seine Gestik und Mimik? Dieser Kampf des Menschen mit den alltäglichen Problemen – hier zwischen Mann und Möbel – ist etwas, das Karl Valentin besonders überzeugend darstellt.

Sieh dir einmal dieses Bild an:

Ratschkathl. © Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität zu Köln. Nachlass Karl Valentin

Überlege: Was drückt Valentin hier aus? Und wie macht er das?

Bevor du selbst mit dem Filmen beginnst, mach noch ein paar Vorübungen:
Schneide Grimassen, um ein bestimmtes Gefühl auszudrücken oder eine Reaktion bzw. Haltung darzustellen. Mach davon ein Selfie und schicke es an einen Freund oder eine Freundin. Kommt er/sie dahinter, was du mitteilen wolltest? Natürlich kann dein Freund/deine Freundin dasselbe ausprobieren und auch dir Selfies zuschicken. Außerdem kannst du HIER sehen und ausprobieren, wie sich Stimmungen in Gesichtern durch die unterschiedliche Gestaltung von Mund, Nase oder Augen zeichnerisch ausdrücken lassen.

Schwerathlet. © Valentin-Karlstadt-Musäum

Versuche nun, mit deinem Körper eine bestimmte Stimmung, Haltung oder Reaktion auszudrücken. Auch hier kannst du wieder Selfies machen und an jemanden schicken. Wenn du nicht selbst als Hauptdarsteller*in auftreten möchtest, kannst du auch Zeichnungen oder bewegliche Figuren anfertigen und mit wenigen Strichen bzw. Handgriffen Gefühle oder Gesten darstellen.

Und nun zu deinem Film:

Wie du eine Kulisse für deinen Film bauen kannst, weißt du bereits.
Installiere nun dein Handy, dein Tablet oder eine andere Kamera so, dass du diesen Ort aus einer geeigneten Perspektive filmen kannst.
Wenn du für den Film eine Figur benutzt, gib ihr einen Gesichtsausdruck, der die Stimmung, die du darstellen möchtest, zeigt. Einer beweglichen Figur (z.B. Playmobil oder Lego) kannst du auch eine bestimmte Körperhaltung geben. Ebenso kannst du eine Figur mit einem sprechenden Gesichtsausdruck und einer bestimmten Körperhaltung zeichnen.
Mit diesen Figuren oder Zeichnungen kannst du nun einen Stop-Motion-Film drehen. Das funktioniert ganz ähnlich wie beim Daumenkino, nur digital. Du brauchst dafür eine Spezial-Software, die du dir aus dem Internet herunterladen kannst. Oft gibt es kostenlose Einsteigerpakete, auch fürs Handy.
Für Stop-Motion-Filme platzierst du deine Figur/Zeichnung in der Kulisse und machst ein Foto. Dann veränderst du die Figur/Zeichnung minimal und machst das nächste Foto, veränderst sie wieder, machst erneut ein Foto und so weiter, bis du die Story fertig erzählt hast. Mit der Software baust du die Einzelbilder zu einem Film zusammen. So entsteht aus vielen winzigen Veränderungen an einem Bild oder in einer Szene ein ganzer Film.

Nun brauchst du nur noch eine Story für deinen Film. Wie du die entwerfen kannst, erfährst du HIER.

Übrigens: Neben seinen Filmen hat Karl Valentin sehr viele lustige Texte geschrieben. Zum Abschluss kannst du dir anhören, wie er als Sprachakrobat tätig ist. – Klicke dafür auf das Bild:

© Valentin-Karlstadt-Musäum

Informationen zum Museum
Wenn du mehr über Karl Valentin erfahren willst, dann besuche doch einfach mal das Valentin-Karlstadt-Musäum.

Abbildungsnachweis Titelbild: Barfußtänzerin bei Karl Valentin (bearbeitet). © Valentin-Karlstadt-Musäum. Nachlass Karl Valentin, Bearbeitung: Museumspädagogisches Zentrum

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